Ohne modische Versatzstücke erzählt Charles Lewinsky das Schicksal eines Menschen, der von einer Idee besessen ist und sie ohne Rücksicht auf Verluste verfolgt und dabei zugrunde geht. Ein wenig Simplicissimus, ein wenig Don Quijote, ein wenig historische Fakten und sehr viel Erzählkunst, die eben aus der Mischung von nachgewiesener Geschichte und Fiktion besteht. Man könnte den Roman auch als Analyse eines Menschen lesen, der konsequent einer Idee nachgeht. Ob es Wahn oder Wirklichkeit ist – das lässt Charles Lewinsky offen.
Das Buch liest sich wie ein Abenteuerroman aus der Zeit nach der französischen Revolution. Louis Chabos wächst in einem Waisenhaus in Mailand auf. Schüchtern und etwas klein von Wuchs wird er von seinen Mitbwohnern schickaniert. Es quält ihn, dass er nicht weiß, wer seine Eltern sind. Mit 12 Jahren wird er dem Marquese als Diener übergeben. Von ihm lernt er, sich zu verteidigen, mutig zu sein. Als junger Mann meldet er sich zur franzsösichen Armee und macht die Schrecknisse des Rußlandfeldzuges mit. Ziellos und verwundet irrt er nach dem Krieg herum, sucht nach einem Hinweis auf die Idendität seines Vaters. Endlich findet er in einem kleinen Dorf in Rätien eine Heimat, gründet eine Familie und es scheint, als habe er Ruhe gefunden und die quälende Suche aufgegeben. Bis ihn eines Tages eine Spur nach Paris führt, zu König Lous-Philippe I. Die Suche endet tragisch,,,,
Charles Lewinsky ist ein Menschenmaler mit Worten. Die Charaktere werden plastisch herausgearbeitet und in ein historisches Ambiente hineinerzählt. Mit vielen Details, fundiert recherchiert, reichert er das Romangeschehen an, ohne es zu beschweren. Er leitet den Leser vom Waisenhaus in Mailand bis in das von Luxus und schrecklicher Armut geprägte Paris. Am Ende ist man erschüttert von dem Leid, das diesem Chabos widerfährt. Ein Leid, das er selbst herausgefordert hat.