Foto: Ensemble in „marsch, walzer, polka“ ©Ashley Taylor, Wiener Staatsballett
Drei Choreographien von Choreographen mit ganz unterschiedlicher Handschrift. Faycal Karoui dirigierte das Orchester der Wiener Staatsoper
marsch, walzer, polka – Choreographie Martin Schläpfer. Musik Johann Strauß (Sohn und Vater). Kostüme: Susanne Bisovsky
Martin Schläpfer wie man ihn selten erlebte: Humorvoll tollten da die Tänzer über die Bühne. In den zauberhaften und bunten Kostümen von Susanne Bisovsky rollten, kugelten und tanzten alle alles Mögliche, nur keinen typischen Walzer, wie man ihn xmal schon als Interludium im Neujahrskonzert oder am Opernball sah.
Claudine Schoch – wie immer großartig -eröffnete den Reigen. Sie blieb noch relativ klassisch in der Musik. Dann aber sah man, was Schläpfer meinte: “ Es geht nicht darum, sich mit der Muik zu verbrüdern. ….Es ist dann Kunst, wenn man sich in der Kontrolle verliert“ (Zitat aus dem Programmheft) Diese Art von „Querchoreographie“ ist Schläpfers große Stärke, geboren aus dem Sinn für Humor. Da wird nicht Walzerseligkeit abgespult. Die Paare staksen, kugeln, sinken erschöpft zusammen. Wie das halt so im Ballsaal öfter passiert – meist beherrschen nur wenige den Dreivierteltakt überzeugend. Das ganze Balletensemble zeigt sich in schauspielerischer und tänzerischer Höchstform, indem es das Unerwartete, Unpassende tanzt. Reizvoll unterstützt durch die bezaubernden Kostüme von Susanne Bisovsky.
fly paper bird Choreographie Marco Goecke. Musik: Symphonie Nr. 5.Bühne und Kostüme: Thomas Mika
Aus war es mit dem Wohlfühlabend! Harte Ballettkost liefert Marco Goecke. Menschen in dunklen Kostümen zucken, zittern zum 2. Satz der 5. Symphonie Mahlers. Karoui dirigiert mit schmerzlicher Schärfe, man glaubt, einen Zeitgenossen zu hören. Der Vogel ist noch nicht zu sehen. Nach Ende des 2. Satzes – lange Stille. Dann erkligt das betörende Adagietto des 4. Satzes. Man ist versucht, die Augen zu schließen und diese „himmlische Musik“ – daher der Titel des Abends – zu genießen. Doch das ist nicht im Sinne des Choreographen. Er will aus der himmlischen Musik ein quälendes Stück Ballettgeschichte schreiben. Um die weiter zitternden, mit nacktem Oberkörper schwankenden Gestalten zu „unterstützen“, geht ein Rauschen, Geflüster über die Bühne. Im Programmheft liest man, es seien Zitate aus Ingeborg Bachmanns kryptischem Gedicht „Mein Vogel“. Besagter „Papiervogel“ gewinnt Gestalt und hebt sich aus dem Hintergrund ab. Alles sehr rätselhaft. Verkopft. Das hat das wunderbare Adagietto nicht verdient und auch nicht das tolle Ensemble, das zucken und krampfen musste.
symphony in c Choreographie George Balanchine, Musik: Georges Bizet – Symphonie Nr. 2.
Bizet komponierte diese Symphonie mit siebzehn Jahren (1855). Balanchine machte aus der vergessenenn Musik einen klassischen weißen Ballettabend, eine wahre optische Erholung nach dem Vorangegangenen. Tänzer und Tänzerinnen dürfen ihr Können zeigen und tun es mit viel Einsatz. Ein bisserl „Schwanensee“ passt immer – elegant, stilistisch perfekt alle!!
Viel Applaus, besonders auch für den Dirigenten!!