Theodora Bauer: Glühen. Roman bei Rowohlt

Wer von Theodora Bauer „Chikago“ gelesen hat, der wird von dieser Erzählung – Roman ist es keiner – enttäuscht werden. In Chikago gibt es klare Erzählstrukturen, sinnvolle Handlung und eine stringente Sprache, die den Leser in das Geschehen hineinzieht.

„Glühen“ ist ein Versuch, mit Sprache das Unaussprechbare zu formulieren, was nur vage gelingt, So vage, dass man schnell von den manirierten Vergleichen und Gedankensprüngen genug hat. Eine Literaturstudentin hat den Stress auf der Uni, Wien und das Leben ganz allgemein satt. In den Voralpen, dort wo sicher niemand Urlaub macht, sucht sie Ruhe, will zu sich finden. Über Schnitzlers Frauenbild, besonders über die Darstellung der weiblichen Sexualität, hatte sie ihre Doktorarbeit geschrieben. Und Schnitzler, immer wieder Schnitzler, manchmal Horvath geistern durch ihre Gedanken:

„Sie hatte sich schon immer von seinen Werken angezogen gefühlt, weil er das Wesentliche erzählte, indem er darüber schwieg.“ (S 37). Es hätte der Autorin gut getan, sich an Schnitzlers Erzählkunst zu orientieren, statt in kaleidoskopartigen Metaphertiraden über Natur, Literatur und Probleme zu schreiben.

Gern schmückt sich Theodora Bauer auch mit geheimnisvollen Hinweisen – so tauft sie die Pensionswirtin, eine grantige Alte, Charona, in Anspielung an Charon, der die toten Seelen über den Styx in den Hades rudert. Doch die Alte ist eine ganz stinknormale Wirtin mit dem „Charme“ einer Bodenbürste. Mystisches ist an ihr nichts auszumachen. Der Pensionshund ist ein bissiger Pudel – sie denkt an Goethe und den Pudel im Faust.Alles ist grindig, das Zimmer, das Frühstück, die Wirtin. Aber Lima, so nennt sich die Promovierte, bleibt. Steigt jeden Morgen in ihre Wanderschuhe und stapft den Waldhang hinauf. Die Hitze dröhnt in ihrem Kopf. Da sieht sie ein Bild von einem Mann: jung, stark, schön… Er mäht das Korn. .Sie glüht vor Begehren. Sie kommen sich näher. Doch allzu nahe will er nicht – er verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Und sie stapft in den vom Hitzefeuer lodernden Wald. Die Welt scheint zu verglühen.

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