Elisabeth-Joe Harriet ist Olga Schnitzler und schrieb dieses Konversationsstück. Florian Sedivy spielt Hugo von Hofmannsthal
Eine wahre Wohltat war dieser Abend! Nach einigen ziemlich unverdaulichen Theatervorstellungen aus dem Wiener Festspielwochenzirkus nun endlich ein Abend, den man voll und ganz genießen konnte. Die Sprache beider Darsteller klar und fein differenziert, verstehbar bis in die letzten Reihen. Das Spiel ohne Klamauk, ohne modische Themensetzung – die Lage ist klar:
Elisabeth-Joe Harriet ist voll und ganz in der Rolle der Grande Dame Olga Schnitzler und plaudert auf hohem Niveau mit Hugo von Hofmannsthal über sein Leben. Florian Sedivy und die Fotografie des Dichters im Hintergrund verschmelzen ineinander. Jede Geste ist glaubwürdig. Die Kulturszene um 1900 und das „Junge Wien“ sind beiden aus intensiven Recherchen und vielen anderen Veranstaltungen vertraut.
Es ist, als hörte ich dieses Kammerspiel zwischen zwei Personen aus einer vertrauten Vergangenheit zum ersten Mal, so frisch und fast extemporiert wirken die Dialoge. Da wird nichts vom Manuskript herungergelesen (außer einigen Gedichten und Briefen), leichte Koketterie schwingt durch den Raum, lässt die Zuschauer schmunzeln und lachen. Behutsam führt Olga den Dichter durch seine Jugend, als er der begabte Loris war. Wie fühlt man sich – so früh schon anerkannt und hochgelobt? – Das scheint der junge Hugo mit Selbstbewußtsein hingenommen zu haben! Manchmal wird die alleswissende Olga dem Hofmannthal zu persönlich und er alteriert sich gekonnt über die Indiskretion. So ist die Nachfrage Olgas über seine Ehe mit der überaus verständnisvollen und nie eifersüchtigen Gertrude ihm mehr als unangenehm. Olga entschuldigt sich zerknirscht. Das sind so kleine „Dramoletterln“, mit der die Autorin die Konversation auflockert. Ein anderes dieser Art: Das Spiel um die Zigarette. – Hoffmannsthal kann es nicht glauben, dass im Hier und Jetzt nicht geraucht werden darf. „Auch nicht im Kaffehaus?“ -„Da schon gar nicht“. Ja, wozu geht man denn dann ins Kaffeehaus?“
Ernster wird die Konversation, wenn die Frage nach dem Vaterland auftaucht. Wie und wann wurde ihm bewußt, dass die Donaumonarchie nicht mehr existiert, dass gerade ein Jahrhunderte altes Gesellschaftssystem zusammenbricht? Hofmannsthal empfand es als eine persönliche Herausforderung und verbat sich das Jammern über den Verlust: „Meine Heimat habe ich behalten, aber Vaterland habe ich keins mehr als Europa“ (Zitat nach dem Programmzettel) Dazu Olga – ja ein Europa, das gerade dabei ist, sich selbst zu zerstören. Im Glauben an ein anderes Europa, das Zukunft hat, schrieb Hofmannsthal den „Jedermann“ in Zusammenarbeit mit Max Reinhardt. Ebenso in Zusammenarbeit mit Strauss die „Elektra“, den „Rosenkavalier“ und noch viele andere. Ungläubig vernimmt er, dass der Jedermann noch immer ein Quotenhit ist, und seine Werke weltbekannt und geschätzt sind.
Ein entzücktes Publikum spendete viel Beifall, dankbar für diesen wunderbaren Abend!
Elisabeth-Joe Harriet ist eine vielseitig begabte Frau. Neben ihren literarischen Konversationen, zeigt sie ihrem Publikum die Wunder unbekannter oder verborgner Plätze in Österreich und anderen Ländern. Das ganze Programm findet man unter: http://www.elisabeth-joe-harriet.com
Im „Haus Hofmannsthal“ (Reisnerstraße 37, 1030 Wien) finden regelmäßig Ausstellngen, Konzerte , Lesungen und Liederabende statt. Das ganze Programm findet man unter: whttp://www.haus-hofmannsthal.at Der Veranstaltungsort ist allerdings nicht mit Hofmannsthals Geburtshaus identisch.