Der Historikerin Ursula Prutsch mit Schwerpunkt Geschichte Lateinamerikas im 19. und 20. Jahrhundert ist ein kleines Wunder gelungen: Aus dem Dickicht von Mythen, Legenden und privater Erzählungen, Verklärungen und Verdammngen so etwas wie „Wahrheit“ über Eva Peron herauszufiltern. Und das auch noch „sine ira et studio“. Tatsächlich spürt der Leser, dass Ursula Prutsch versucht, der Person Eva Perons gerecht zu werden, ohne eigene mögliche Vorurteile aufkommen zu lassen. Wo sie das Geschehen aus Erzählungen wiedergibt, verwendet sie den Konjunktiv. Wo sie auf Fakten stößt, den Indikativ.
Eva Peron, 1919 geboren als Eva Duarte. verschleiert ihre uneheliche Geburt. In armen Verhältnissen aufgewachsen gelingt es der schönen jungen Frau, im Radio- und Theaterleben Fuß zu wachsen. Sie lernt Juan Peron sehr früh kennen und ist bald eine wichtige politische Kraft an seiner Seite, verhilft ihm zum Wahlsieg. Da sie für die Armen immer ein offenes Herz hatte und unermüdlich sich die Bitten und Klagen aus dem Volk anhörte und sich persönlich um Lösungen der Probleme bemühte, wird sie bald so etwas wie eine Heilige und übertrifft ihren Mann an Beliebtheit. Als sie mit 33 Jahren an Krebs stirbt, stürzt ihr Tod das Land in Unruhen. Eva Perons Leichnam wurde gleich nach dem Tod mumifiziert und einige Male umgebettet. Ein skurriler Streit entsteht um den Besitz der Leiche.
Interessant ist vor allem, wie ursula Prutsch immer wieder auf die Charakteristika des Populismus in der Diktatur Perons hinweist, die Funktionsweisen und Tricks aufdeckt, mit denen das Volk eingelullt wurde. Deshalb ist das Buch auch ein wahres Lehrstück in Sachen Politik, und dazu noch ausgezeichnet geschrieben und gut lesbar.
Im letzten Teil behandelt die Historikerin das Wirken dieser Frau nach ihrem Tod, ihre Mythologisierung in der Literatur und Musik, ihr Fortwirken bis heute in Argentinien. Auch in der ehemaligen, langjährigen Präsidentin Cristina Kirchner, deren Vorbild Eva Peron war. „So kann die Geschichte von Eva Peron auch als Lehrstück für das Handeln von Populisten gelten, heißen sie nun Hugo chavez, Victor Orban, Jean-Marie und Maine Le Pen, Jörg Haider und Sarah Palin.“