Schuberttheater: Jura Soyfer, Astoria

Regie und Textfassung: Christine Wipplinger, Puppen & Kostüme: Annemarie Arzberger und Lisa Zingerle, Bühne: Angela Konzett. Live-Musik und Komposition: Jana Schulz. Mit Angelo Konzett und Markus Peter Gössler.

Alle Fotos: Barbara Palffy. Titelfoto: Angelo Konzett als Kilian Hupka und der zukünftige König von Astoria im Strampelanzug

Egal ob 1930 oder 2024 – die Aufführung im Schuberttheater wirkte wie aus der Zeit der 30er Jahre herausgeschnitten, als hätte Jura Soyfer selbst Regie geführt: Auf der kleinen Bühne mussten und müssen damals wie heute griffiger Text und Musik fehlende finanzielle Mittel ersetzen. Genau dieses Manko macht den Charme der Aufführung aus. Nicht zu vergessen das Publikum. Man lachte, aber nie nicht an falschen Stellen, wußte die Anspielungen auf die Jetztzeit richtig zu deuten.

Zwei Schauspieler und mehrere Puppen führen in eine Zeit der Not und Arbeitslosigkeit in der Zwischenkriegszeit. Die Mischung von Schauspielern und Puppen ist äußerst reizvoll. In ihrer Ausweglosigkeit beginnen zwei Landstreicher (Angelo Konzett und Markus Peter Gössler) von einem Land zu träumen, wo alles „leiwand“ ist. Keine Arbeitslosen, freundliche Leut` rundum. Sie nennen es Astoria. Kraft ihrer Phantasie wird die bittere Wirklichkeit vom schönen Schein des immaginierten Landes Astoria verschluckt. Doch der schöne Schein entpuppt sich als Land der Korruption, der Maßlosigkeit und der Spekulanten, die an ihrer eigenen Gier zugrundegehen. Das Land zu lenken hilft der Landstreicher Kilian Hupka (Angelo Konzett gestaltet ihn mit Charme und der nötigen Hinterfotzigkeit). Der Witz dabei: Aus dem armen Hupka wird ganz schnell ein ziemlich perfider, kalt berechnender Schurke, der Astorias dümmlichen Scheinkönig nach Lust und Laune manipuliert. Ebenso die Aktionäre, denen er ein X für ein U vormacht und ihnen leere Luft verkauft.

Am Ende steht Astoria vor dem Ruin, aber der Scheinkönig -nun vom Baby zum Gekrönten gewandelt – hält eine flammende Rede auf den Untergang. Die Parallelen zu heute müssen nicht extra angeführt werden – sie sind glasklar.

Die Magie der Puppen – hochprofessionell bespielt von Markus Peter Gössler, der auch den zweiten Landstreicher spielt, und Annemarie Arzberger- schlägt wie immer das Publikum in den Bann: Scharfwitzig die Wandlung des kleinen, quengelnden Alten im Strampler zum arroganten König li oben).

Ihm treu ergeben die rätselhafte „Gräfin“ Foto oben, die ihrem dümmlichen Ehemann den Wunsch nach einem eigenen Staat partout erfüllen will. Hupka wird ihr Erfüllungsgehilfe. Warum sie für den alten Trottel eine derartige „Passion“ empfindet, weiß man nicht so genau. Spiegelt sie vielleicht das politische Verständinis der Frau damals wider? Wenn das so ist, dann hat Jura Soyfer dieses für gleich Null eingeschätzt.

Wie auch immer – mit dieser kulinarisch exzellent aufbereiteten Aufführung wäre Soyfer sicher sehr zufrieden gewesen. Aufführungen wie diese lassen hoffen, dass Theater noch immer bedeutet: Das Publikum in den Bann ziehen – und nicht, wie vielerorts geschieht, es mit politischer Performance langweilen. Eine Message – ob politisch oder sozialkritisch – kann durchaus auch vergnüglich sein, wie dieser Abend zeigt. Satire, Ironie und scharfer Witz sind allemal besser als langweiligs „Erziehungstheater“.

http://www.schuberttheater.at