Philipp Hochmair, Amerika. Gastspiel im Landestheater Niederösterreich

Was auch immer und wo auch immer Philipp Hochmair auftritt, ist das Theater ausverkauft bis auf den letzten Platz. Selbst die Hustenden und Schnupfenden lassen sich dieses Ereignis nicht nehmen. So auch, als er im Landestheater Niederösterreich „AMERIKA“ von Franz Kafka spielte.

Aus jedem noch so sperrigen Text schafft Philipp Hochmair als erfahrene „Rampensau“ (für alle, die den Ausdruck nicht kennen: Er ist das größte Kompliment für eine/n Schauspieler/in!) ein Theatereignis. So auch mit Kafkas Romanfragment „Amerika“, entstanden zwischen 1911-1914, in einer Zeit, als viele nach Amerika auswanderten, weil es als Hoffnungsland galt. Für Karl Roßmann jedenfalls wurde es zum Albtraum. Im grauen Anzug referiert Hochmair zunächst ungewohnt „brav“, den Anfang: Karl Roßmann landet per Schiff in New York. Doch schon nach wenigen Minuten wissen wir: Roßmann ist ein kreuzbraver Loser. Aus Mitgefühl und Verantwortung will er dem Schiffsheizer, der sich schlecht behandelt fühlt, zu seinem Recht verhelfen. Griffe da nicht als deus ex machina sein Onkel Josef ein und rettete den hilflos verstrickten Karl aus der Situation, wäre das Unternehmen Amerika schon gescheitert, bevor es begonnen hat. Wie immer, schlüpft Hochmair gekonnt in alle Rollen: Diese Kunst des blitzschnellen Rollentausches macht aus dem sperrigen Text ein spannendes Abenteuer, das davon erzählt, wie Karl, noch ein halbes Kind, von seinen Eltern zur Strafe einfach weggeschickt, scheitert, weil er sich für alle und alles verantwortlich fühlt. Mit Amerikas Lebensstil kommt er nicht zurecht, den Betrügern läuft er wie ein tumber Tor in die Hände. Am Ende hat er keine Bleibe, keine Arbeit und ist ins Nichts geworfen. Hocmair wäre nicht Hochmair, würde er aus dem Ende nicht ein furioses Finale machen: Als Zirkusdirektor – geschmückt wie ein wandelnder Weihnachtsbaum, stürzt er sich ins Publikum, um „Mitarbeiter für den Zirkus Oklahoma“ zu requirieren. Er kann jeden brauchen und nimmt auf, wen er gerade aus dem Publikum herauspickt: Pensionisten, eine Physiotherapeutin und wieder Pensionisten. Die Musik (Fritz Rainer) trommelt und paukt das Publikum in ein lachendes Finale, das mit standing ovations endet. So liebt es Hochmair, so liebt ihn das Publikum.

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