Tänzerinnen und Tänzer des Balletts Preljocaj. Licht: Eric Soyer, Video: Nicolas Clauss, Kostüme: Eleonora Peronetti.
Endlich wieder Ballettaufführungen bei den Salzburger Festspielen. Diesmal zeigt einer der wichtigsten Choreographen der Gegenwart einen Tanz der Trauerbewältigung und der Lebensfreude. Lange Zeit sah man von Angelin Preljocaj kein Ballett mehr. „2023 verlor ich meine Eltern und viele geliebte Menschen. Es war also der Moment, sich körperlich mit der Frage der Trauer auseinanderzusetzen….Paradoerweise ist dieses choreographische Requiem eine Art, das Leben zu feiern geworden“, spricht Angelin Preljocaj über sein Werk -zitiert aus dem Programmheft S 7.
Gemeinsam mit dem einfallsreichen Videokünstler Nicolas Clauss, dem Lichtdesigner Eric Soyer und der Tanzcompagnie schuf Angelin Preljocay einen eindrucksvollen Ballettabend um die Themen Tod, Trauer und Leben. Zu Beginn lässt er die Compagnie eine Hommage an seinen Lehrer und Mentor Merce Cunningham, der 2009 im hohen Alter starb, tanzen. Deutlich zitiert er die Grundchoreographie des Meisters: Jede Bewegung wird aus der Taille und der Hüfte heraus entwickelt. Während des Abends werden immer wieder diese Grundbewegungen aufblitzen. Die Videos von Nicolas Clauss entwickeln Assoziationen, wie Menschen mit Tod und Trauer umgehen – so gibt es etwa ein heiteres Wiedersehen mit den Ahnen, wie es die Torajas auf der Insel Sulawesi noch heute jedes Jahr begehen. Auf dem Video ist ein Skelett oder Totenkopf zu erkennen, davor feiern die Tänzer mit ihren Ahnen, nähren und kleiden sie. Anders die Trauer um die Natur: Vor einem entblätterten und dürren Wald, der von einer Tsunamiwelle verschluckt wird, rasen die Tänzer im ungeordneten Chaos über die Bühne, um ihre Verzweiflung auszudrücken. Gegen Ende der Performance bilden weißgekleidete Englesfiguren rund um einen toten Körper eine Pietà. Zum Schluss erscheinen zwei hohe, rotgekleidete Tänzer oder Tänzerinnen (?), um einen feierlichen Abschluss der Trauerzeit zu verkünden. Als Musik wählte Prelcokaj quer durch die Zeiten von Bach über Mozart, Ligeti bis zu Havy Metal – letztere Muik setzte er besonders stark und häufg ein, um einerseits die Tänzer in überschäumender Lebensfreude über die Bühne laufen und springen zu lassen, oder um heftige Trauer, die den Menschen zu Boden schlägt, zu vermitteln. Man bewunderte die tänzerische Leistung der Compagnie, aber die große Begeisterung, wie etwa sein berühmtes Handlungsballett „Schneewittchen“ hervorrief, spürte man nicht, weil auch manche Videos mit der dazugehörigen Choreographie unlösbare Rätsel aufgaben, wie etwa die weißen (Heiligen)figuren, die am Ende wie Putzlappen in einem Baugerüst hängen.