Den „Freunden der Wiener Staatsoper“ ein großes Dankeschön, dass sie den Vorschlag von Joseph Lorenz aufgegriffen haben, zweimal Verdi zu präsentieren: Einmal gelesen, einmal gesungen.
In dem wunderschönen, holzgetäfelten Saal im Haus der Ingenieure ging am Mittwoch, 6. April 2016 von 18-20h ein Engel durch den Raum. So sagt man, wenn etwas Außergewöhnliches passiert. Lorenz las und man war in Venedig. Werfel beschreibt eine historisch nicht belegte Begegnung zwischen Verdi und Wagner in dieser Stadt des Verfalls. Die Figur des 70jährigen Verdi, müde, einfallslos, eröffnete sich uns mit all seinen Selbstzweifeln, seiner Wut auf den ERfolg Wagners, seiner Mut- und Einfallslosigkeit beim Komponieren. Seine innersten Gedanken, seine Neid auf Wagner, seine Enttäuschung und zugleich Schadenfreude über seinen Tod – all das las Lorenz mit einer Verve, einer Kraft und einem Mut zum Pathos, das an Oskar Werner erinnerte. Wir, die wir dieses Ereignis miterleben durften, saßen gebannt von dieser Stimme und bekamen die Gänsehaut.
Etwas lautstark wurden wir in die Ralität zurückgeholt, wenn Monika Bohinec, Sorin Coliban, Paolo Rumetz und Jinxu Xiahou dazwischen Verdiarien sangen. Aber – um ehrlich zu sein – der Abend gehörte Lorenz und Werfel. Die Arien unterbrachen den Fluss der ERzählung. Nur ungern ließ man sich immer wieder herausreißen.
Die Fans vonJoseph Lorenz fragen immer wieder: Warum macht sich dieser begnadete Schauspieler so rar? Denn außer in Reichenau, wo er dieses Jahr gleich in zwei Produktionen (in Doderers Dämonen und als Erzähler in Stefan Zweigs Roman „Brennendes Geheimnis“) zu sehen sein wird, tritt er nirgend sonstwo auf.
Sollte jemand mehr Informationen haben, dann lassen Sie es mich bitte wissen!