Gelbes Cabrio, blaues Meer, Strand – ein Bild wie aus einer Tourismuswerbung. Dazu ein Paar wie aus einem schlechten Film: Boris (wie immer mit bei einer Rezapartie: Joachim Meyerhoff), der zwischen nervösem Macher und ängstlichem Looser hin- und herpendelt und sich mit seiner langjährigen Geliebten Andrea (Caroline Peters) trifft, um „einen schönen Abend mit ihr zu verbringen“, der ihn den drohenden Konkurs seines Unternehmens vergessen lassen soll. Sie nervt ihn mit ihrer Raucherei, ihrem Oberflächengequatsche, aber auch mit ihren ziemlich bohrenden Fragen nach seiner Frau. Die Stimmung ist alles andere als „himmelblau“. Eigentlich haben beide keine Lust mehr, den Abend fortzusetzen, aber weil man eben „bella figura“ macht, tut man immer weiter. Als Boris im Retourgang die Mutter eines Bekannten (Kirsten Dene) anfährt, wird die Situation peinlich und absurd: Besagte Mutter wurde für ihren Geburtstag von ihrem Sohn (Roland Koch) aus dem Altersheim geholt, ist leicht dement, aber sonst von umwerfender Harmlosigkeit. Verletzt hat sie sich nicht – sie will essen, hat Hunger. Die Schwiegertochter (Sylvia Rohrer) ist pikiert, dass Boris,der Ehemann ihrer besten Freundin, fremdgeht, und droht mit Enthüllung. Deshalb will Boris so schnell wie möglich die Gesellschaft verlassen, was aber Andrea mit an die letzten Nerven kratzender Aufdringlichkeit und Freude an der peinlichen Situation zu verhindern weiß. Alle machen gute Miene zum bösen Spiel – sie wollen eben alle eine bella figura darstellen. Alle, bis auf die Mutter, die mit ihrer scheinbaren Unschuld des Alters in dem ganzen Spiel um die bella figura pfiffig und gelassen bleibt. Auch als sie Andrea und Boris beim Sex in der Toilette ertappt, ist sie nicht schockiert. Sie ist die einzige in dieser Farce, die ehrlich zu sich und ihrem Wünschen steht, die keine bella figura machen will.
Es ist sicher nicht Rezas stärkstes Stück. Denn ein Drama zu schreiben über Personen, die jede ehrliche Auseinandersetzung zwischen ihnen vermeiden, weil sie Angst vor Blamage haben und die Konvention, die bella figura eben, stärker ist als alles – das ist sicher schwierig. Auf dem schmalen Grat zwischen Klamauk und kritischer Gesellschaftskomödie bewegt sich Yasmina Reza dank ihres Talentes gekonnt hin und her. Bedient alle Klischees, die zu einer Gesellschaft dieser Art passen. Mit der hinterlistigen Ausrede: Ich darf das, denn das ist ja gerade mein Thema.
Dank der hervrragenden Schauspieler wird der Abend recht vergnüglich, aber mehr nicht
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