GENIAL!
Mehr Worte zu dieser Aufführung braucht es nicht! Einfach genial! Aber leider gibt es die Einwortkritik nicht. Was ein ordentlicher Berichterstatter oder Kritiker sein will, der muss fleißig palavern, gescheite Worte machen. Und eine ordentliche Kritikerin will ich ja sein. Also deshalb – Worte zu diesem Sturm, zur besten Aufführung dieser Saison :
Die Regisseuse Barbara Frey hatte die geniale (schon wieder!) Idee, das Drama zu entkernen, es auf drei Hauptfiguren zu konzentrieren, Prospero, Ariel und Caliban. Mit Maria Happel als Caliban und Miranda, Joachim Meyerhoff als Ariel, Ferdinand und besoffener Trinculo, Johann Adam Oest als Prospero und besoffener Stefano gelingt diese Verknappung ganz wunderbar. Mit einer intelligenten Bearbeitung und dem Trick, Prospero auch als Erzähler der Handlung, die man auf der Bühne nicht sieht, einzusetzen, wird diese Fassung in sich stimmig. Das funktioniert auch deshalb so gut, weil die drei einfach fantastische Schauspieler sind. Oest ist ein menschlich zu tiefst berührender Prospero, der Macht ausübt, sie zugleich aber hinterfragt. Meyerhoff gibt einen Ariel, der mit subtilen Bewegungen an einen Vogel und an einen Hund erinnert und so den Charakter eines Luftgeistes zeichnet, der Prospero hündisch ergeben ist, aber doch sich seiner Zauberkraft bewusst ist. Flugs verwandelt er sich in einen dümmlichen Prinzen, der sich in die zum Schreien komische Miranda – Happel mit Blumenkranz auf dem Glatzkopf – verliebt. Gerade noch war Happel der böse Caliban, ein widerlicher Fleischbrocken, und drei Sekunden später eine in ihrer Einfalt berührende Miranda! Ein Shakespeare, wie man ihn noch nie so gut gesehen hat!
Unbedingt hingehen und nicht vergessen, das Programmheft zu kaufen! Denn da liest man eine gescheite Diskussion zwischen Barbara Frey und dem Enssemble.
Nächste Aufführung: 4. Jänner 2017. www.burgtheater.at