Hinreißende Musik, Ohrwürmer, die man mitsingen möchte. Leider keine Sehwürmer – Sabine Gruber wird mir den Wortdiebstahl verzeihen, den ich aus ihrem Roman „Daldossi“ geliehen habe, Ich gebe ihn bald wieder zurück.
Die wirre Handlung ist ganz unwichtig. Wer jetzt wessen Sohn ist und wen die Zigeunerin Azucena ins Feuer geworfen hat, auch. Im Trovatore geht es um Stimmen, um Folklore, um heftige Musik, die manchmal so heftig laut wird, dass Herz und Körper sich dagegen auflehenen. Aber durchstehen ist alles. Denn Anna Netrebko ist die Leonora. Und sie zieht die stimmlich guten, aber darstellerisch glanzlosen Kollegen und Kolleginnen wie eine nimmermüde Lokomotive durch das Geschehen. Ihr ist es zu verdanken, dass die Buhrufe für das Team um Daniele Abbado (Regie) nicht noch stärker ausfielen. Denn man fragt sich, wann und wie hat er Regie geführt. Per Skype aus Mailand? Vielleicht kam die Anweisung: Es genügt, schön zu singen, sonst braucht ihr gar nichts zu tun. Nun, das Singen allein ist wahrlich anstrengend, und man merkt es allen an – auch Netrebko. Aber heutzutage gehört zu einem Opernerfolg auch eine gelungene Inszenierung dazu. Und das ist diese wahrlich nicht. Ein langweiliges Bühnenbild (Graziano Gregori), schlechte Lichtführung (Alessando Carletti) und absolut hässliche Kostüme (Carla Teti). Wenn wiederum die faschistischen Militärs in typischen Uniformen und Stiefeln, Gewehre und Kanonen und eine Marienstatue schleppend über die Bühne ziehen, dann fragt man sich: Wie oft habe ich diese Szenerie schon gesehen?
Fazit: Gute Stimmen, keine Personenführung, einfallsloses Bühnenbild.