Thomas Melle, Die Welt im Rücken. rowohlt Verlag. Dazu die Matinnée: Gespräch mit Joachim Meyerhoff und Heide Tennerund

In diesem Text (kein Roman, keine Fiktion) berichtet Thomas Melle frappierend ehrlich über seine bipolare Störung, seine manischen und depressiven Abstürze und Zerstörungen, über seine immer wiederkehrenden stationären Aufenthalte in der Klinik, seine Flucht daraus und von der einerseits den Körper und Geist verändernden Wirkung der Medikamente und andrerseits von der unabdingbaren Abhängigkeit von ihnen. Sie stellen ihn ruhig  oder wenigstens ruhiger, vermindern aber zugleich die Sensibilität, Sprachkraft und Individualität – alles, was er als Schriftsteller unbedingt nötig hat. Deshalb ist es um so mehr zu bewundern, dass er rückblickend auf drei lange Klinikaufenthalte nun 2016 doch so weit hergestellt ist – Heilung gibt es von dieser Krankheit nicht -, dass er doch in intensiven Sprachbildern diese Hölle analysieren kann und so – zumindest für diese Zeit des Schreibens – über sie siegen kann. Ein berührender Text, der in seiner Offenheit verblüfft.

Dazu gab es am 26. März ein Gespräch mit Heide Tenner und Joachim Meyerhoff. Ein congeniales Diskussionspaar: Heide Tenner stellt die nüchternen Fragen zu dem Buch, Meyerhoff antwortet frei, eloquent. Spannende eineinhalb Stunden. Zunächst ging es vor allem darum, was Meyerhoff dazu bewogen hat, das Buch für eine Bühnenadaaption vorzuschlagen. Es war die Sprachgewalt, mit der Melle seine Krankheit schildert, denn, so Meyerhoff, die Medikamente haben keineswegs die Höhen und Tiefen, wie sie für einen Schriftsteller geradezu notwendig sind, gekappt. Mit Einwilligung des Autors machten sich Meyerhoff und Regisseur Jan Bosse an die Dramatisierung des Werkes, wobei von den drei geschilderten Anfällen nur der erste dramatisiert wurde. Meyerhoff erzählte sehr eloquent von seiner Begeisterung für diese Arbeit, besonders die Bilder, die Bosse und er für die Umsetzung auf der Bühne fanden. „Wichtig ist mir, dass dieser Kranke auf der Bühne eine artifizielle Theaterfigur ist, anders als eine Figur aus bekannten Dramen. “ Während der ganzen Diskussion war die starke Identifikation Meyerhoffs mit dieser Figur. Denn psychisch anders gelagerte Charaktere sind ihm von seiner Kindheit an vertraut (sein Vater war Direktor einer psychiatrischen Anstalt) und Meyerhoff hat diese Zeit in seinem Buch „Wann wird es endlich einmal so