„Die Welt im Rücken“ nach dem Roman von Thomas Melle. Akademietheater.

Es musste so kommen: Joachim Meyerhoff las den Roman „Die Welt im Rücken“ und wusste sofort: Diese Geschichte will ich auf die Bühne bringen! Die Affinität zwischen Meyerhoff und dem Autor Thomas Melle  ist augenscheinlich, was nicht heißen soll, dass Meyerhoff unter derselben Krankheit (manisch-depressiv) leidet, aber dass er seit seiner Kindheit viel Verständnis für außergewöhnliche Ausformungen der menschlichen Seele hat.

Also: Joachim Meyerhoff setzte sich mit Jan Bosse, seinem bevorzugten Regisseur für alles „Ver-rückte“, zusammen und gemeinsam dramatisierten sie Teile des Romans. Heraus kam ein intensiver und beängstigend nahe gehender Abend. Es begann harmlos mit Tischtennis. Pingpongbälle fliegen über die Bühne, man lacht, dann verlässt der Partner die Bühne, Meyerhoff spielt noch eine Weile vor sich hin, dann beginnt er zu erzählen. Im Imperfekt, als wäre schon alles überstanden. Zunächst von seiner Bibliothek, die er in einem Anfall von „alles muss raus“ verkaufte. Das Publikum beginnt zu ahnen, dass mit dem Menschen da oben nicht alles in Ordnung ist. Die ersten Ausbrüche – Meyerhoff wechselt ins Präsens, sein Spiel wird intensiv, aus dem distanzierten Erzähler wird er zum leidenden Autor Thomas Melle. Bis er sich in seine Körperteile auflöst, sich als Fotokopie an die Wand heftet und zu Christus wird. Melle hat ja während seiner manischen Phase den Glauben, er müsse als Christus die Welt retten. Dann die Pause. „Ich muss da jetzt zusammenräumen“, sagt Meyerhoff wieder ganz „nüchtern“. „Zusammenräumen“ meint  die Seele wieder in die Realität zurückholen.

Nach der Pause „erzählt“ er von den Aufenthalten in der Klinik, der Verzweiflung und dann die Hoffnung, dass er/Melle wieder wird schreiben können. Eine riesige weiß-rosa Wolke aus Plastik wird hereingerollt. Meyerhoff zieht sich hinauf – hinein, kriecht darin herum. Als wäre es sein Gehirn, in dem er nach der Ursache seiner Krankheit sucht. Ende. Begeisterter Applaus und standing ovations für die Leistung eines Schauspielers, der körperlich und geistig sich an  dem Abend vollkommen verausgabt.

Im Programmheft stehen Beiträge verschiedener Schriftsteller zum Thema, Auszüge aus dem Roman von Thomas Melle. Oft gestellte  Fragen zu dieser Krankheit werden als Bildgeschichte dargestellt.

Die nächsten Termine: 22. April, 14., 17. Mai, 2. Juni.    www.burgtheater.at