Salzburger Pfingstfestspiele: „La Sylphide“ -Ballett des Mariinsky-Theaters, Petersburg

FürBallettkenner oder auch nur Liebhaber war die Aufführung eine herbe Enttäuschung. Das Petersburger Ballett des Mariinsky-Theaters brachte „La Sylphide“ in der ursprünglichen Fassung aus 1836, nach der Original-Choreografie von August Bournonville. Die Musik des unbekannten Komponisten Herman Severin Lovenskiold (1815-1870) war noch das Beste dieses Abends. Valery Ovsyanikov dirigierte brillant das Mozarteumorchester Salzburg. Nun muss ja nicht jedes Ballett in die Gegenwart und mit einer neuen Choreografie versetzt und getanzt werden. La Sylphide gilt ja als so eine Art „Urballett“ – als die Geburtsstunde einer abendfüllenden Ballettaufführung. Daher hat sich der Besucher auf ein anderes Bewegungs- und Tanzrepertoire einzustellen. Aber es ist halt doch auf die Dauer langweilig und füllt einen Abend nicht aus, wenn die Tänzer Gefühle – und die gibt es in diesem romantischen Ballett zu Hauf – zumeist nur durch Gestik ausdrücken. Da werden die allzu pathetischen  Armbwegungen wichtiger als der Tanz an sich. Zwar sind Kostüme (Irina Press) alle zur Zeit und dem Ort der Handlung (Schottland) passend, die Bühne (Vyacheslav Okunev) spiegelt Romantik pur wider – aber all das genügt heute nicht mehr. Die Handlung ist ein Mix aus Schwanensee und Giselle: Am Abend vor seiner Hochzeit schwebt dem Bräutigam James die Fee Sylphide in den Raum, bezaubert ihn, er vergisst Braut und Hochzeit, folgt ihr in den Wald, erhält von einer hinterlistigen Hexe einen vergifteten Schal, den er Sylphide zum Geschenk macht. Sie stirbt unter Qualen. Trauer und Wehmut am Ende.  Schade – die Tänzer konnten in dieser Choreografie nur einen winzigen Bruchteil ihres Könnens zeigen und hatten sichtlich Mühe mit dem Pathos der Gestik. Olesya Novikova war eine zierliche Sylphide, Philipp Stepin ein etwas biederer James, Igor Kolb eine Hexe aus dem Märchenbuch.