Anlässlich des 180. Todestages von Georg Büchner las Joseph Lorenz die Novelle „Lenz“ im Alumni Club der Medizinischen Universität Wien. Wer sonst als Lorenz könnte es wagen, diese poetische Analyse eines beginnenden Wahns zu lesen? – Nein nicht lesen, leben, erleben lassen. Sich in die Person des vom Wahn getriebenen jungen Dichters Lenz hineinwerfen, mit ihr verschmelzen. Seinen Kampf mit der Sprache, wenn ihm die Worte fehlen, er den Anfang eines Wortes nicht findet, sucht, aufgibt – schreit, mit Grimmassen der Verzweiflung seine Umgebung in Schrecken versetzt – all das nicht nur lesen, sondern leben. Wie kein anderer kann Joseph Lorenz das Publikum vergessen lassen, dass es sich um eine Lesung handelt. Es ist Schauspiel, das in seiner Unmittelbarkeit zum EReignis wird. Präzise zuerst die Beschreibung der Natur, die dem Dichter Lenz mehr Bedrohung als Trost ist. Dann die ersten Worte Lenz` an den Pfarrer – ein Suchen, ein Stottern, lange Pausen, in denen es im Hirn des Dichters arbeitet, er nach Klarheit sucht. Klarheit, die nimmer mehr sein wird. Verzweiflung und viele Versuche, sich zu Tode zu bringen. Sie gelingen nicht. Schließlich der Rücktransport in der Kutsche – zurück in ein Leben, das keines ist. „und so lebte er dahin..“ Mit diesen Worten – ganz ruhig und langsam gesprochen – entlässt Joseph Lorenz ein Publikum, dem er fast in Trance diese traurige Figur des Dichters vor Augen führte.