Shakespeare: Richard III. Im Bronski & Grünberg Theater

Ein neues Theater mischt auf! Klein, verwinkelt , in der Atmosphäre an die wunderbare Zeit der progressiven  Kellertheater erinnernd. Es geht in die zweite Saison und schon spricht die Theatergemeinde von ihm: „Warst du schon im Bronski?“ fragt einer den anderen. Alexander Pschill legt als einer der Leiter und Ideengeber das Konzept auf der Homepage dar: „Wir – Kaja Dymnicki, Julia Edtmeier, Salka Neber und Alexander Pschill wollen der Stadt ein neues Theater bieten, einen Ort frisch interpretierter, künstlerischer Unabhängigikeit.“ Was voll und ganz aufgeht! Die Inszenierung von Richard III. verblüfft, erheitert, reißt mit und ist – ganz neu gesehen!

Die Wände der Guckkastenbühne sind gleichsam Memos für Schauspieler und Zuschauer. Alle lebenden und schon lange toten Mitglieder der Yorks und Lancaster, Grafen und Bürgermeister sind auf der Wand mit ihrem jeweiligen Bühnenattributen aufgelistet. Dieses intelligente Bühnenbild von Daniel Sommergruber, der auch die Kostüme entwarf, spielt quasi mit, als Infotafel, die Tote und noch Lebende auflistet. Wenn Richard wieder einen lästigen Gegenspieler auf seinem Weg zum Thron um die Ecke gebracht hat, dann wird der Name mit roter Farbe ausgestrichen. Am Ende bleiben nur er und Bosworth über. Es kommt zum Showdown, das „Monster“, wie Richard von allen genannt wird, ist tot. So weit der Inhalt – sehr vereinfacht, in Wirklichkeit sehr kompliziert ( Den Inhalt von Verdis Troubadour zu durchschauen  ist dagegen ein Klax).  Nun kommt diese Aufführung mit sage und schreibe nur vier Personen aus. Josef Ellers ist Richard, großartig einfach: ein Monster, von dem man sich wünscht, er stürbe so rasch wie möglich. Mitleid hat niemand mit ihm, weder die Figuren um ihn, noch das Publikum. Josef Ellers spielt den Richard mit leichtem Buckel und verkrüppelter linker Hand, kriechierisch, schleimig und sehr überzeugend! Dann ist da noch David Jakob, der abwechselnd Frauen, den Bruder Georg, den Lord Buckingham großartig hinlegt. Ebenso großartig Sophie Aujesky und Johanna Rehm, die Männer, die beiden Prinzen (eine köstliche Parodie!), Bürger, Bürgermeister und Richmond und die beiden Frauen Elisabeth und Anne spielen, In Sekundenschnelle können sie von einer Rolle in die andere umsteigen. Immer ganz drin in der Rolle, kein „Danebenstehen“ oder „Deklamieren“. Man sieht Tränen der Trauer, Augen voll Zorn, Verachtung. Alle vier Darsteller von gleicher Intensität!

Für die intelligente Regie und Übersetzung ist Helena Scheuba zuständig. Sie bricht Shakespears Sprache sehr oft in die Niederungen unseres Alltags hinunter, um sie gleich wieder in poetische Ausschweifung à la Shakespeare zu heben. Das sorgt für intensive Spannung, ohne die Aufmerksamkeitsbereitschaft des Publikums zu überfordern.

Fazit: Richard III. sollte man nicht verpassen. Weitere Termine: 29., 30. November, 8., 9., 10. Dezember.

Und noch ein Fazit: Bronski ist ein Newcomer, den sich Theaterfans merken sollten.

www.bronski-gruenberg.at