Eine minutiös recherchierte Filmografie, das Biografische wird in der ersten Hälfte nur angerissen. Über politische und private Probleme in Ingrid Bergmans Leben geht der Autor anfangs elegant hinweg. Etwa über ihre Einstellung zu Hitler und den Nazis. Vielleicht um ihr Image zu retten, stellt Thilo Wydra sie als politisch naiv und uninteressiert dar, als eine Frau, die nur an ihrer Filmkarriere interessiert war. Ihre Ehen und Liebesaffären haben zwar weltweit für Aufsehen gesorgt, aber sie „sei für ihre Courage zu bewundern“, mit der sie sich über gesellschaftliche Schranken hinweg setzte. Durch die Reduktion auf eine fast reine Filmografie entsteht im ersten Teil des Buches in den wenigen privaten Einschüben der Eindruck, dass sie sich über Menschen, die für sie arbeiteten, die mit ihr lebten, ohne Skrupel hinwegsetzte. Kurzsichtigkeit in Sachen Weltpolitik ist ihr jedenfalls nicht abzusprechen.
Fans, die sich ausschließlich für ihre filmische Karriere interessieren, finden ausreichende Informationen. Interessant ist zum Beispiel die Casablanca-Story, weil es davon viele Versionen gibt. So wurde etwa in Deutschland lange Zeit eine politisch gereinigte Version gezeigt, in der das Nazi-Deutschland nicht vorkommen durfte.
Ab der zweiten Hälfte des Buches widmet sich Thilo Wydra mehr dem Biographischen.
Sieben Jahre war Ingrid Bergmann unter Vertrag des Filmbosses David O. Selznick, der sie wie eine Arbeits- und Erfolgsmaschine an andere Produzenten verlieh und den Großteil der Gagen einstrich. Für viele Jahre arbeitete sie unter Alfred Hitchcock, bevor sie schließlich 1949 Roberto Rosselini kennen lernte. Diesem schmerzvollen Abschnitt im Leben der Schauspielerin widmet der Autor viele Seiten. Ausführlich schildert er den Kampf der Schauspielerin -damals noch verheiratet mit Petter Lindström – um die Scheidung, dann um das Sorgerecht der Tochter Pia, die turbulente Zeit vor der Ferneeheschließung mit Roberto Rossellini, die Geburt ihres Sohnes und die Trennung von Pia. All diese Skandale zu überstehen, erforderte die ganze Kraft Ingrid Bergmans. Doch sie schaffte es, trotz aller Widrigkeiten, in Hollywood mit dem Film „Anastasia“ wieder Triumphe zu feiern. Sie wird bis zu ihrem Tod 2015 noch viele Erfolge feiern, sich von Rossellini scheiden lassen, Lars Schmidt heiraten und sich auch von ihm trennen. Das alles ertrug sie, weil sie ihre Arbeit hatte, die ihr alles bedeutete. Sympathie und Hochachtung, die der Autor der Schauspielerin und dem Menschen Ingrid Bergman entgegen bringt, ist deutlich zu spüren.
Wertvoll sind die Anhänge: Anmerkungen zu den Zitaten, Filmregister, Filmographie, Personenregister, Zeittafel und Bibliographie.