Ich gehöre wahrscheinlich zu den wenigen, die den Film von Mankiewicz (1950) nie gesehen haben. Deshalb trübten keine Vergleiche das pure Vergnügen. Die deutsche Bearbeitung von Daniel Kehlmann ist gelungen, die Regie von Herbert Föttinger flott. Walter Vogelweider lieferte ein karges Bühnenbild, gerade so wenig oder viel, wie es brauchte, um einen Raum zu imaginieren. Birgit Hutter passte die Kostüme den 50er Jahren an. Allerdings fragte ich mich manchmal, warum ausgerechnet die Kleider des Stars Margo so hässlich und schlecht sitzend sein mussten.
Gespielt wurde mit vollem Einsatz. Ein totaler Gewinn für die Kammerspielrunde ist Joseph Lorenz. Er war als Zyniker und Kritiker DeWitt voll in seinem Element – die herrlichste Bühnenkanaille, die es schon lange nicht so vortrefflich gab. Der Streit mit Eve, die sich als absolute Siegerin auf allen Linien sieht, und der Triumph über sie, die bis dahin alle, vor allem den Star Margo eingekocht und ausgebootet hat, das war eine seiner großartigen Szenen! Von denen es noch einige mehr gab. Etwa Eve (Martina Ebm) in ihrer Antrittsszene als grau-schlaues Mäuschen! Oder in der Schlussszene, als Eve kapiert, wie einsam und angreifbar das Stardasein macht. Sandra Cervik war als die vergötterte Margot manchmal etwas zu routiniert divenhaft, spielte jedoch im zweiten Teil, als sie als große Diva von Eve abgelöst wird, auf einer facettenreicheren Ebene. Großartig war Susa Meyer als Birdie. Handfest, uneitel und klug vorausschauend. Das nahm man ihr voll und gerne ab.
Ein Abend, an dem viele aktuelle Probleme auf amüsant-leichte Art serviert werden: Etwa die Angst der Frau (nicht nur der Schauspielerinnen) vor dem Älterwerden. Der Krieg um Rollen (kann auch ersetzt werden durch: Kampf um Arbeitsplätze). Die Manipulationen im Showbusiness, die Macht der Kritiker und sonst noch mehr…
Spielplan und Infos: www.josefstadt.org