Madame Bovary. Theater in der Josefstadt (Bühnenfassung Anna Bergmann und Marcel Luxinger)

Eine interessante, aber etwas mühevolle (für den Zuseher) Inszenierung von Anna Bergmann. Die Aufteilung der Hauptperson Emma Bovary auf fünf Schauspielerinnen wirkt wie eine modische Regieidee. (Besser gelungen ist das Jelinek in ihrem Eurydike-Text. Gar nicht gelungen in der „Romeo und Julia“-Inszenierung im Volkstheater) Maria Köstlinger ist die Hauptfigur und sie spielt die Rolle mit großem Einsatz, steht über 2 Stunden pausenlos auf der Bühne, agiert überzeugend als Emma, die hysterisch nach Liebe sucht und nicht kapiert, dass sie dem großen Irrtum aufsitzt und Sex mit Liebe verwechselt. „Aber die Liebe wird kommen. Sie muss!“, sagt sie sich gebetsmühlenartig vor und hält das routinierte Liebesgesäusel von Leon (sehr gut in der Rolle Meo Wolf) und des reichen Lebemanns Rodolphe Boulanger (ebenfalls überzeugend Christian Nickel) für „echte Liebe“. In Bergmanns Inszenierung ist Emmas Ehemann Charles Bovary (sympathisch und schnörkellos gespielt von Roman Schneider) ein  liebevoller Mann und man versteht eigentlich nicht, warum sie ihn so abgrundtief verachtet. (IM Roman ist er wesentlich krätziger, Emmas Aufbegehren daher verständlicher).

Etwas überzogen wirkt das Bühnenbild von Katharina Faltner. Warum klappen aus den Wänden Bretter auf, aus denen die diversen Emmas herausfallen?  Warum müssen die Emmas über Leitern die Wände hoch und nieder klettern? Um die Hysterie zu verdeutlichen? Mit diesen obskuren Einfällen riskiert die Regisseurin, dass das Stück jns Lächerliche abgleitet. Ebenso überzogen wirken die Kostüme(Lane Schäfer). Die Emmas tragen riesige Perücken, oft seltsame Gewänder…auch hier wäre weniger mehr. Denn der Stoff des Romans (in der Übersetzung von Elisabeth Edl), woraus ganze Passagen wörtlich zitiert werden, hat bis heute seine brisante Wirkung nicht verloren: Die unbefriedigte Frau, die hysterisch nach der so genannten Liebe sucht, sich selbst und die Familie ruiniert. Selbstverwirklichung und Selbstverführung durch falsche Vorstellungen vom Leben, genährt durch oberflächliche Lektüre, wie Gesellschaftsmagazine und billige Liebesromane – all das ist gestrig und heutig. Deshalb lässt Anna Bergmann den 2. Teil nach der Pause auch im Heute spielen. Allerdings ist dieser 2. Teil ziemlich wirr und ermüdend. Die Aufmerksamkeit und eventuelle Empathie mit Emma lässt beim Zuschauer spürbar nach.

Freundlicher Applaus.

www.josefastadt.org

Das  Programmheft einhält einige gute Beiträge über Flauberts Arbeit an dem Romans.