Salzburger Festspiele 2018

Ein Überblick über die Vorstellungen, die ich besuchte. Mit sehr persönlichen Gedanken.

 

Den Auftakt machten Jonas Kaufmann und Diana Damrau mit Liedern aus dem „Italienischem Liederbuch“in der deutschen Fassung von Paul Heyse, vertont von Hugo Wolf. Auf dem Klavier begleitete sie einfühlsam wie immer der großartige Pianist Helmut Deutsch. Es war ein vergnüglicher Abend, Damrau und Kaufmann in Bestform. Sie arrangierten die Lieder zu einer Art Kurzerzählung über zwei Liebende, die miteinander streiten, sich versöhnen. Köstlich das Spiel der beiden, die jedes Lied zu einer kleinen Szene formten.

 

Das Schauspiel „Hunger“ nach den beiden Romanen „Hunger“ und „Mysterien“ von Knut Hamsun wurde zur reinen Tortur für die Zuschauer. Man schwitzte vor sich hin, die ersten wanderten bereits nach einer halben Stunde ab. Denn der Regisseur Frank Castorf quälte mit endlos-sinnlosen Szenen das Publikum. Ich ging nach gefühlten 4 Stunden- es waren aber gerade mal eineinhalb vergangen. Die ersehnte Pause kam und kam nicht. Noch lange vor der Pause strömten in Scharen die Menschen heraus, einige fluchend, andere erleichtert, endlich entkommen zu sein.

 

Die reine Freude und für mich der Höhepunkt der Festspiele war die Oper von Gioachino Rossini „L’Italiana in Algeri“. Man weiß ja längst: Wo Bartoli drin steht, da ist höchste Qualität selbstverständlich. Unter dem Dirigat von Jean -Christophe Spinosi perlte die Musik in echter „italianità“ auf die Zuhörer. Das heiter-bunte Bühnenbild von Christian Fenouillat ( weit entfernt von Peinlichkeit und sehr witzig), die einfallsreichen Kostüme von Agostino Cavalca und die humorvollen Videos von Ètienne Guiol versetzten uns Zuschauer in Euphorie! Und natürlich die Stimmen!!! Cecilia Bartoli – großartig wie nicht anders zu erwarten – als Isabella, die die Intelligenz, die Schönheit des weiblichen Geschlechtes besingt und die Männerwelt dumm aussehen lässt. Perfekt! Ihr Gegenpart, den sie nach Strich und Faden dumm dastehen lässt: Ildar Abdrazakov als Mustafa! Ein Hochgenuss an Komik! Wie er sich in diese Rolle mit Selbstverleugnung und Spielfreude hineinstürzt, ist einfach unvergleichlich. Sein herrlicher Bass ist ja längst schon >Weltlegende. Auch alle anderen Rollen waren bestens besetzt. Der junge Tenor Edgardo Rocha als LIndoro erntete viel Applaus, ebenso Alessandro Corbelli als Taddeo. Standing ovations und begeisterte Bravorufe!

 

Das zweite Schauspiel dieser Saison ist „Penthesilea“ von Heinrich von Kleist in einer Textfassung von Vasco Boenisch. Auf einer schwarzen Bühne (Johannes Schütz) leuchten nur die weißen Körper der Darsteller heraus: Sandra Hüller als Penthesilea und Jens Harzer al Achilles. Und leider war Sandra Hüller der Sprache Kleists nicht gewachsen. Sie haspelte in enormer und unverstehbarer Schnelligkeit ihren Text hinunter. Ich versuchte ihren Part in der englischen Übertitelung einigermaßen zu verstehen. Ihre übernervöse Gestik – sie fuhr sich pausenlos durch die Haare und über das Gesicht – und ihr nerviges Herumgezappel machten die Sache nicht besser. Jens Harzer war ein recht tapferer Achill, will sagen, er kämpfte sich akustisch deutlich verstehbar durch die Szenen.  lWarum ist dem Regisseur Johan Simons die fehlende Wortdeutlichkeit seiner Hauptdarstellerin nicht aufgefallen? Gab es zu wenig Proben?

Erfrischend war der Liederabend von Raolando Villazon, Er sang, einfühlsam begleitet von Carrie-Ann Matheson, spanische Volkslieder von Manuel de Falla, klassische Lieder von Fernando Obradors, Silvestro Revueltas und anderen. Es war ein Abend wie in alten Zeiten: Villazon in Bestform – die Lieder verlangten ja keine hohen Töne -, seine warme Mittellage war ganz wunderbar. Ein paar raue Stellen störten nicht, sie konnten als Charakterisierung des Volksliedes interpretiert werden. Gekonnt mischte Villazon Heiteres – etwa „Herr und Frau Echse“ von Revueltas – mit romantischen Liedern von Obradors, etwa „Mit Liebe, meine Mutter“ oder „Aus deinem seidenweichen Haar“.Das Publikum dankte ihm mit frenetischem Applaus, er dankte mit drei Zugaben zurück. Zusammenfassend: Villazon wie man ihn kennt und liebt!