Arthur Schnitzler: Der einsame Weg. Theater in der Josefstadt

Ein Schnitzler, in der Kühlbox des Lebens eingefroren!

Blassblaue Türen, blassblaue Wände. Alle sehr hoch, sehr schmal, ein kaltes Licht liegt über Raum und Figuren (Bühnenbild: Raimund Orfeo Voigt und Kathrin Kemp). Die Regisseurin Matejka Koleznik macht aus den Schnitzlerfiguren blutleere Menschen, die nur eines wollen und tun: sterben. Gut, das ist das ewige Thema der Menschheit und insbesondere Schnitzlers. Nur: wie Koleznik sie uns vorsetzt, verlieren sie von vornherein jedes Leben, und das ist unfair dem Dichter gegenüber. Verstärkt wird der Eindruck der Leblosigkeit noch durch die einheitlich blassblauen Kostüme (Alan Hranitelj), die Hintergrundmusik und Hintergrundgeräusche, die leise durch den Raum sirren, und vor allem durch den Ton, der durch Microports gebrochen, hallig wirkt. Insbesondere dann, wenn die Figuren im Zwischenraum der Doppeltüren oder dahinter sprechen. Für alle, die das Pech haben, in einer Bühnenloge oder auf einem Randsitz im Parkett zu sitzen, wird aus dem Schau-Spiel streckenweise ein Hör -Spiel.

Schnitzler neu?

Ist ein Autor einmal mit Bildern und Tönen in den Hirnen der Zuschauer fixiert, ist es schwer, diese durch neue zu ersetzen. Jedem Regisseur, der so etwas wagt, dem sind Kritikerlorbeeren sicher. Ob die Zuschauer es goutieren? Noch dazu das Josefstädterpublikum! Die meisten von ihnen haben mindestens schon dreimal den „Einsamen Weg“ gesehen, einige vielleicht noch mit Leopold Rudolf als Sala. Der Applaus war freundlich, aber nicht mehr!

Die Schauspieler gaben ihr Bestes: Alma Hasun war eine nervöse Johanna, deren Gebärden an Patienten der Psychiatrie erinnerten. Bernhard Schir ein leicht lüsterner, mit dem Tod in einem koketten Spiel verbandelter Sala. Alexander Absenger musste einen weinerlichen, lebensuntüchtigen Felix darstellen. Maria Köstlinger durfte ihre Rolle als ironisch-herbe sitzengebliebene Geliebte des Malers auch nicht voll ausspielen. Ulrich Reinthaller als Maler Felix Fichtner stand immer irgendwie daneben … Was Schnitzler zu dieser Inszenierung gesagt hätte??

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http://www.josefstadt.org