Bild: Helene Funk, Akt, in den Spiegel blickend. 1908
Durch die Ausstellung führte die Kuratorin Sabine Fellner
Wien, Stadt der Frauen? Ironie oder Statement? „Beides“, meint Sabine Fellner. Am Ende der Ausstellung gelangt man zur Überzeugung, dass Malerinnen in der Zeit zwischen 1900 und 1938 tatsächlich ein beachtlicher Durchbruch gelang. Obwohl ihnen das Studium an den verschiedenen Akademien verwehrt wurde, wurden sie als Künstlerinnen durchaus wahrgenommen. Sie stellten in der Sezession, im Hagenbund und in renommierten Galerien Wiens aus, waren gut mit dem Ausland vernetzt und waren anerkannte Weggefährtinnen der Wiener Moderne. Vielleicht waren sie nicht unbedingt die großen Neuerinnen, nie jedoch nur schlichte Nachahmerinnen. Um sich gegen die männliche Konkurrenz durchzusetzen, bedurfte es immenser Anstrengungen, sturköpfiger Ausdauer. Vor allem galt es, die Vorurteile in der Gesellschaft gegen Künstlerinnen, im Speziellen gegen Malerinnen, auszumerzen. „In der Zeit von 1900 bis 1938 machten die Frauen große Fortschritte in der Emanzipation. Nach 1945 war es aus. Entweder landeten die Künstlerinnen, weil sie Jüdinnen waren, in Lagern oder sie emigrierten.“ So Sabine Fellner. Die Bilder verschwanden in Kellern, in Privatdepots. An die Namen erinnerte sich nach 1945 kaum einer.
Sabine Fellners großes Verdienst ist es, die mehr als fünfzig Malerinnen aufgespürt zu haben. Ein wenig erzählt sie während der Führung über die schwierigen Wege des Findens.
Mit Verblüffung stellt man das immense künstlerische Potential dieser Frauen fest. Mutig malten sie Akte, obwohl Frauen der Zugang zum Aktstudium nicht erlaubt war. Mutig malten sie ihren eigenen nackten Körper oder den von geschundenen Frauen der Unterschicht. Der weibliche Körper war nicht mehr erotisches Objekt, den begierigen Augen der Bewunderer ausgesetzt, sondern opponierte gegen Macht, Männerblicke und Ausbeutung. „Gefälligere“ Themen, wie Stillleben oder Landschaften, wurden durch exzessive Pinselführung und glühende Farben zu selbstbewussten Manifesten der Eigenständigkeit.
Wer von den vielen Künstlerinnen dieser Ausstellung wird sich posthum doch noch einen Namen machen? Verdient hätte es jede einzelne.
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