Elke Körver und Maria Caleita, nach William Rose
Wer wie ich nie den Film mit Alec Guiness gesehen hat, geht unvoreingenommen in diese Komödie – und genießt sie. Die schlechten Kritiken verstehe ich ganz und gar nicht.
Was mich wundert: Es gibt kein Programm, nur einen Theaterzettel mit den Namen aller Beteiligten – außer dem eines Regisseurs. In den einzelnen Kritiken lese ich, es sei Cesare Levi. Hat er sich von dieser Regie distanziert oder wurde sein Name bei der Première versehentlich genannt oder jetzt versehentlich vergessen? -Egal, es erwartet mich also ein Stück, bei dem alle Beteiligten Regie führten – denke ich. Flugs vergesse ich die Frage nach dem Regisseur und genieße den Abend, lache herzlich und merke nichts von „eingeschlafenen Füßen“, wie ein Kritiker schreibt.
Bühnenbild von Maurizio Baló und Kostüme von Birgit Hutter passen gut – ein wenig verplüscht und verrüscht, wie es sich für ein englisches Haus und seine Bewohner aus der Zeit der Jahrhundertwende gehört. Marianne Nentwich als Mrs. Wilberforce bringt die nötige Naivität einer alten Dame mit. Sie holt sich – wie in „Biedermann und die Brandstifter“ – die Bösewichte selbst ins Haus. Und wie sollte sie dem verqueren Charme der Bande nicht erliegen? – allen voran dem des herrlich verschrobenen Professor Marcus von André Pohl. Wojo van Brouwer ist ein herzensguter Gauner, der es nie übers Herz brächte, diese alte Dame zu töten. Martin Zauner und Siegfried Walther treiben ihre Figur auf eine herrliche Spitze des Unsinns. Markus Kofler liefert eine gekonnte Parodie des „coolen“ Verbrechers. Dem ganzen Team war die Freude am Ulk und der (maßgerechten) Übertreibung voll anzumerken. Wenn tatsächlich alle Akteure gemeinsam das Stück erarbeiteten, dann sollte der Herr Direktor öfter „regielose“ Stücke spielen. Spart Geld und kommt beim Publikum gut an, wie der Applaus an diesem Abend zeigte.
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