Text und Konzept: Beatrice Gleicher. Inszenierung und Dramaturgie: Erhard Pauer, Entwurf und Kostüme: Josef Sonnberger
Spielort: Palais Schönburg
Im Vorwort des (gut gemachten!) Programmheftes schreibt die Autorin und Hauptdarstellerin Beatrice Gleicher: „Ich muss es schreiben mit den Augen einer Frau, die jeden deiner Momente, ob als Kind, Star, Ehefrau oder Mutter nach zu vollziehen im Stande ist …weil ich eine Frau bin.“
Wie war’s im Gefängnis?
In dem eleganten Palais Schönburg – passend zum glamourösen Ambiente, in dem sich Hedy Kiesler, später Hedy Lamarr bewegte, bewegt sich auch das Publikum. Zu Beginn nimmt es an der Gerichtsverhandlung gegen Hedy Lamarr teil. In einem schlichten Raum im Untergeschoss wird über den Fall Hedy Lamarr verhandelt. Sie wird beschuldigt, mehrere Wäschestücke in einem Kaufhaus ohne Bezahlung mitgenommen zu haben. Doch sie kann sich mit einem „Schmäh“, mit dem sie seit ihrer Jugend alles durchsetzte, was sie wollte, herausreden. Das Publikum weiß allerdings: Diese Frau ist mit 52 Jahren am Ende ihrer Karriere, steht ohne Geld und Engagement da. Das ist die Ausgangslage des Stückes.
Nun wird im Rückblick ihr Leben in Form eines Stationentheaters aufgerollt. Interessant ist der dramaturgische Kniff, dass die junge Hedy (Florine Schnitzel) und die „alte“ (Beatrice Gleicher) oft gemeinsam auf der Bühne stehen: Da sieht Hedy Lamarr – noch immer attraktiv und mit Männern flirtend, aber doch schon von Hollywood auf die Abschussliste gesetzt – ihrem eigenen Lebensweg zu: Sieht sich als junges Mädel, das bei Max Reinhardt Schauspielunterricht nimmt, die ersten Filme dreht, unter anderem den Skandalfilm „Ekstase“. Sieht sich als Gefangene ihres ersten Ehemannes, des reichen Waffenfabrikanten Mandl, sieht sich in Hollywood.
Erfolge mit fragwürdigen Rollen
Immer wieder wird sie auf die „Skandalnudel“, die sich nicht scheute, nackt gefilmt zu werden, reduziert. Die Rollen, die ihr angeboten werden, sind seicht, geben ihr keine Möglichkeit, mehr als nur schönes Dekor zu sein. Sie gründet ihre eigene Filmgesellschaft. Florine Schnitzel verkörpert perfekt diese oberflächliche, selbstverliebteFrau, die sich Männer ohne Bedenken angelt und wieder fallen lässt. 6 Ehemänner sind ihr auf den Leim gegangen. Dazu noch zahllose Affären. Dass sie gemeisam mit dem Filmkomponisten George Antheil das „Frequency Hopping Spread Spectrum“ (FHSS) erfand, wird in einer Szene so dargestellt, als ob die Erfindung in einer verspielten Stunde geboren worden wäre. Das Leichte, Spielerische, Oberflächliche dieser Glamour-Diva war der rote Faden ihres Lebens. Sie war eine Frau, die beinhart alles durchsetzte, alles bekam, was sie wollte. Aber da war sicher noch mehr. Was ging in ihrer Seele vor? -Wie verbrachte sie ihre letzten Jahre? Nun, dieses sehr publikumswirksame und rundum unterhaltsame Theaterstück war nicht für diese Fragen konzipiert. Das Publikum folgte den Stationen des Lebens von Raum zu Raum, was natürlich für Abwechlsung und Heiterkeit sorgte. Man wird aufgefordert, Hedy auf dem Schiff in die Staaten zu begleiten. Liegestühle laden zum Sonnen (im Vestibül) ein. Zum Captainsdinner wird man in einen hübschen Salon geführt, wo an liebevoll dekorierten Tischen Fingerfood serviert wird. Oder: Man sieht in einem Spiegelzimmer den Dreharbeiten von „Samson und Delilah“ zu, wobei sich Hedy Lamarr als richtige eitle Zicke gebärdet.
Ein spielfreudiges Ensemble
Beatrice Gleicher verfügt über ein exzellente Truppe, die alle, wirklich alle toll spielen, in Blitzesschnelle von einer Rolle in die andere springen, sich Bärte aufkleben, Perücken wechseln, in neue Klamotten hüpfen. Nur so ist es möglich, mit insgesamt 9 Schauspielern das ganze Personenpanorma zu bestücken. Insgesamt ein Abend, der amüsiert. Viel Applaus.
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