Theatermuseum Wien im Palais Lobkowitz
Es war ein freudiges Wiedersehen mit all den zarten Figuren aus Teschners „Wunderkammer“. Das Thema „Karneval“ ist nur vordergründig zu verstehen. Eher könnte man die Performance als eine Mantel- und Degenkomödie im Rokokostil deuten.
In dem kleinen, fast intimen Salon im ersten Stock des Theatermuseums bleiben Hektik und Stress ausgesperrt. In den Vitrinen aus den Wiener Werkstätten sind einige Puppen ausgestellt. Erwartungsvoll warten die Zuseher, dass „es“ beginnt, dass Teschners Puppen ihren Zauber zur Wirkung bringen.
Richard Teschner (1879-1948) hatte das Puppenspiel im südostasiatischen Raum kennen gelernt. Bald begann er eigene Puppen zu bauen: zierliche Wesen wie Prinzessinnen, Kavaliere, Ritter, Frösche, Hunde, Fabelwesen aller Art. Um den konventionellen Guckkasten zu verändern, baute Richard Teschner einen Figurenspiegel: In der Mitte eines für Puppenspiele üblichen Holzkastens befindet sich ein etwa ein Meter großer konkav gewölbter Spiegel, von einem vergoldeten Rahmen eingefasst. Dahinter bewegen sich die Figuren. In dem gewölbten Glas sieht der Puppenspieler, der hinter einm dunklen Gazevorhang verborgen ist, die Puppen spiegelverkehrt und kann so ihre Bewegungen genau kontrollieren.
„Karneval“ ist eine Art Minikomödie aus dem Rokoko: Ein Kavalier begleitet seine Dame nach dem Ball nach Hause. Verfolger belauschen das Paar. Die Dame rettet sich in ihr Heim, wo sie ihr Hündchen und ein kleiner Mohr erwarten. Sie sinkt nach dieser Aufregung in Tiefschlaf und träumt ganz wundersame Dinge. Ein Schmetterling umflattert sie, Gespenstertierchen nähern sich und das Mobiliar beginnt um sie herum zu tanzen. Als sie erwacht, stehen die drei Verfolger in ihrem Zimmer. Einer reicht ihr, wie um Abbitte zu leisten, einen Blumenstrauß, den sie empört zurückweist. Auch ihr Kavalier wird zunächst abgewiesen. Doch schlussendlich umarmt sie ihn doch und verschwindet mit ihm in ihr Schlafgemach.
Begleitet wird diese hübsche Geschichte von einer einschläfernden Musik, ein wenig Gamelan, ein wenig Spieldose. Wenn von draußen die tiefen Glockentöne der nahen Augustinerkirche ertönen, dann vermischen sich Traumspiel und Realität.
Wie immer mein Rat: Kommen Sie mindestens eine halbe Stunde vor Beginn, um einen Platz in der 1. oder 2. Reihe zu ergattern. Denn bereits ab der 4. Reihe sind die Feinheiten der Figuren schwer zu erkennen.
Kontakt und Information: T 01/525 24 5303, info@theatermuseum.at