Günther Neumann: Über allem und nichts. Residenz Verlag

Gerade zu dem Zeitpunkt, als man eindringlich vor der Gefahr des Massentourismus warnte und als akkurat dann die Coronakrise das Reisen unmöglich machte, erschien dieses Buch. Neumann weiß, was es heißt, seine Zeit zu „verfliegen“. Im Auftrag von EU und NGOs flog er quer durch die Welt, und vielleicht steckt hinter dem Buch die Erkenntnis: Fliegen, Reisen ist Flucht. Vor sich selbst, vor dem Denken.

Clara hatte einen Traum: Flugkapitänin zu werden. Doch der Weg ist mit Mühen gepflastert. Eifrig und ehrgeizig nimmt sie als Flugbegleiterin jeden Flug an, rast durch die Welt, nur um ihrem Ziel näher zu kommen. Als sie das Patent hat, geht die Fluggesellschaft pleite. Und ihr Privatleben auch.

Als das Buch fertig geschrieben war, wurde es von der Realität überholt: Flüge sind eingeschränkt, einige Airlines kämpfen gegen die Insolvenz an. Einige versuchen, auf dem Rücken ihrer Mitarbeiter zu retten, was nicht zu retten ist. Und fliegen ist überhaupt out. Reisen auch. Grenzen werden dicht gemacht.

Nun könnte man meinen, Neumanns Roman ist „der“ Roman der Coronakrise – weit gefehlt. Denn leider reduziert Neumann die globalen Probleme des Reisens in dieser überhitzten Welt auf die privaten Probleme seiner Hauptfigur. Und dem Leser wird es bald egal, ob sie sich für Matthias oder Gabrio entscheidet. Zu oft lässt der Autor seine Protagonistin zwischen Menschen, Orten und Zeiten switchen, bis der Leser ermüdet das Buch sinken lässt.

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