Maren Gottschalk: Frida. Goldmann Verlag

Maren Gottschalk ist fasziniert von der Malerin Frida Kahlo. Sie fährt zu den Orten, in denen Frida gelebt und gearbeitet hat, und sammelt möglichst viele biografische Details, um daraus die vorliegende Romanbiografie zu gestalten. Geschickt vermischt Maren Gottschalk Faktenwissen mit Fiktivem, ohne aber in gewagte Phantasien abzugleiten. Immer bleibt sie an der Grenzlinie der möglichen Wahrheit. Der Leser vertraut ihr, begleitet mit großem Interesse Frida Kahlo in den Jahren 1938/39 nach New York und Paris, wo sie mit ihren ersten Ausstellungen den internationalen Durchbruch erlebt. Immer wieder flicht Maren Gottschalk Rückblicke ein, so dass auch die mit dem Leben der Malerin unvertrauten Leser bestens informiert werden.

Mit ihrer hohen Sprachsensibilität macht es Maren Gottschalk möglich, den künstlerischen Schöpfungsprozess der Malerin erlebbar und verstehbar zu machen. Es gelingt ihr, Bilder während des Entstehungsprozesses zu interpretieren. Quasi eine innere Sprachkamera im Kopf der Malerin. Eine hohe Kunst, die nur wenige Autoren beherrschen.( Etwa auch Margret Greiner in der Romanbiografie über die jüdische Malerin Charlotte Salomon)

New York 1938: Das Leben brodelt, Künstler, Traumtänzer, Reiche und Lebenskünstler bevölkern die Szene. Frida Kahlo mitten drin. Eingesponnen auch in eine intensive Liebesgeschichte mit dem Fotografen Nickolas Muray. Selten noch war man als Leser so mitten im Geschehen einer Gesellschaft, die sich amüsiert und nur wenig an die drohende Gefahr des Weltkrieges denkt. Anders dann in Paris. Frida Kahlo sieht das Elend all derer, die vor Hitler flüchten mussten. Obwohl sie von der Kunstszene anerkannt wird, sie Picasso, Kandinsky und die Gruppe vum André Breton kennenlernt, bleibt sie distanziert. Sie kehrt nach Mexiko zurück, wo sie sich entscheiden muss, mit wem sie leben will. Weiter mir ihrem Ex-Mann Diego Rivera oder mit Nickolas Muray.

Maren Gottschalk gelingt es, ein lebendiges Bild der Kunstszene dieser Jahre zu entwerfen, immer durch die Gedanken Fridas gefiltert. „Frida“ ist ein Buch, das einem nicht loslässt. Man wünscht sich, dass es nicht enden möge. Weil man von der Hauptfigur bezaubert, eingefangen ist. Während und nach der Lektüre entstehen seltsame Dinge in der Leserin, in mir: Ich gewinne wieder Mut zur Farbe, lege die langweilig eleganten Kleider ganz hinten in den Schrank. Wühle im Modeschmuck, kombiniere gewagte Farben – kurz, eine starke Lebensfreude erfüllt mich. Ja, ich weiß, so etwas schreibt man nicht in einer „professionellen“ Kritik. Wer aber bestimmt das und warum soll man nur das Erwartete tun, schreiben, denken? Das hat Frida nie getan.

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