Volksoper: Ein deutsches Requiem

Musik: Johannes Brahms. Choreographie:Martin Schläpfer

Musikalische Leitung des Orchesters der Volksoper Wien: Christoph Altstädt, Choreinstudierung: Holger Kristen. Sopran: Athanasia Zöhrer. Bariton: Alexandre Beuchat. Text: Worte der Heiligen Schrift

Der neue Ballettdirektor Martin Schläpfer präsentiert mit „Ein deutsches Requiem eines seiner Hauptwerke und zugleich seiner wenigen Ensemblearbeiten. Es ist gleichsam seine Visitenkarte, mit der er die Bewegungsansätze des zeitgenössischen Tanzes deklariert.

Im „Ein deutsches Requiem“ geht es um die großen Fragen des Lebens: Worin definiert sich der Sinn? Was bedeutet der Tod? Wie in anderen Requien auch (z. B. in Rossinis Werk) hat nicht der Tod das (alleinige) Sagen, sondern vielmehr das Leben. Das erst seinen Wert durch die Begrenzung des Todes bekommt. So feiert auch Martin Schläpfer in seiner Choreographie die Lebensfreude, akkompagniert von dem Wissen um Veränderung und Tod. Seine Choreopgraphie zeigt die Augenblicke der Metamorphose: Gerade eben explodiert die Freude am Leben in ekstatischen Sprüngen und Läufen, um sich im nächsten Moment in Verinnerlichung an die Sterblichkeit zu erinnern.

Lichtgestalten

Großartig wird diese Choreographie von den wunderbaren Kostümen von Catherine Voeffray unterstützt und herausgearbeitet: Die Tänzerinnen tragen ein schwarzes Kostüm, das ihren Körper halb bedeckt, Arme, Beine, Rücken und die halbe vordere Körperseite sind „nackt“/nude. Durch die raffinierte Lichtführung von Thomas Denk leuchten aus dem Dunkel der Bühne (Florian Etti) die hellen Körperteile auf, als weisen sie ins Leben. Mit diesem Hell-Dunkelspiel gewinnt der Tanz eine ganz eigene Dimension ins Tranzendente.

Das Ensemble wird gefordert: Läufe, Hebefiguren, Street Dance, modern Dance, Gruppenformierungen, Auflösung der Gruppe in ein (gewolltes) Chaos, das erfordert von den Tänzern höchste Konzentration. In manchen Momenten erscheinen Präzision und exakte Übereinstimmung nicht wichtig. Ob die leichten Irritationen gewollt oder ungewollt passieren, weiß man nicht.Sind sie Teil der philosphischen Grundstruktur der Choreograpie?. Wie so oft lässt Martin Schläpfer die Tänzer barfuß tanzen, sie sollen den Boden unter ihren Füßen spüren, sich erden, ist sein Credo. Nur einmal wird diese Maxime unterbrochen: Claudine Schoch tanzt ein faszinierendes Solo, rechts barfuß, links mit Ballettschuh. In übertriebener Langsamkeit setzt sie Schritt für Schritt, mit den Füßen austasend, was der Boden dem blanken Fuß oder dem beschuhten Fuß meldet. Man könnte es als eine Frage an die Natur verstehen, wäre der Boden etwa von Erde bedeckt. Großartig auch ihr Pas de deux mit Davide Dato. Ketevan Papava und Marcos Menha tanzten in ihrem Pas de deux die Verinnerlichung der Intimität (der Kuss ist ikonenhaft!!!) und des Aufeinanderzugehens und des Vertrauens.

Minutenlanger Applaus und Ovationen belohnten diese großartige Ensembleleistung.

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