Unteres Belvedere: Viva Venezia!

Titelfoto: August Theodor Schöfft: Canal Grande

(alle Fotos: Silvia Matras)

Was macht den Reiz Venedigs aus? – Am ehesten wohl das Wissen um seine Fragilität, seine sich seit Jahrhunderten ankündigende Morbidität. Die Lust am Untergang ist einer der Impulse, die Literaten, Musiker und Maler in diese Stadt rief und noch immer ruft. Aus der Verbindung von Schönheit und Absterben entsteht Verklärung. Zahlreiche Dichter haben das „Phänomen Venedigs“ besungen. Die bekanntesten Zitate werden in der Ausstellung akustisch und optisch eindrucksvoll aufbereitet.

© Silvia Matras

Richard Dehmel notiert: „So möcht ich sterben, aber leben hier -nein“, Maupassant hingegen empfindet „ein tiefes Wohlbefinden der Seele“, Hermann Hesse schreibt treffend : „Hier schläft die Zeit“. Selbst der grantige Grillparzer, der gar nicht gerne reist, schreibt enthusiastisch in sein Tagebuch: „Venedig übertrifft alles, was ich an Herrlichem gesehen habe!“ Thomas Mann bringt die Faszination Venedigs auf den Punkt: „Halb Märchen, halb Freudenfalle.

Auch die Filmemacher haben Venedig als Kulisse gerne verwendet. Aus dem Sissifilm von Ernst Marischka sind die Szenen mit Romy Schneider als Sissi in Vendig zu sehen. Viel interessanter, weil nur mehr selten zu sehen, sind Ausschnitte aus dem ersten Film Viscontis „Senso“ (1954) oder aus einem der ersten Filme von Lumière.

In der Ausstellung sind hauptsächlich Bilder aus dem 19. Jahrhundert zu sehen,, dem Zeitraum, als der Mythos vom Sehnsuchtsort Venedig sich festigte und verbreitete, Verborgene Schätze aus dem Archiv des Museums und Leihgaben bekannter Künstler aus verschiedenen Ländern breiten ein bildgewaltiges Panorama aus.

Die Erfindung Venedigs im 19. Jahrhundert

Unter diesem Motto führt die Ausstellung durch einen Bilderreigen von bekannten und kaum bekannten Künstlern und einigen wenigen Künstlerinnen, zum Beispiel Antonietta Brandeis.

Antonietta Brandeis, Palazzo am Canal Foto: Silvia Matras

Frauendarstellungen hingegen ziehen sich als Thema durch die ganze Ausstellung: Lasziv, als Genrebild oder in Verklärung

Eugen von Blaas, Mädchen mit Fischen
Hans Makart, Venedig huldigt Caterina Cornaro

In der Ausstellung werden die verschiedensten Themen beleuchtet: Genrebilder, die Beziehungen zwischen Venedig und Wien, Episoden aus der glorreichen Geschichte Venedigs und vieles mehr . Für Vendigliebhaber führen die Bilder in eigene Erinnerungen zurück, für alle sind sie ein Anreiz, die Stadt zu besuchen. Fragt sich nur: Wird Venedig den Ansturm, der nach zweijähriger coronabedingter Abstinenz zu erwarten ist, aushalten?

http://www.belvedere.at