Theater in der Josefstadt:Hermann Bahr: Das Konzert.

Mit interessanten Neubesetzungen: Joseph Lorenz als Gustav Heink und Alexander Pschill als Dr. Franz Jura

Das einzige Stück, das von Hermann Bahr heute noch gespielt wird, garantiert immer ein volles Haus. Die Umbesetzung der beiden männlichen Hauptrollen ist ein guter Grund, das Stück nochmals anzuschauen.

Wer Joseph Lorenz schon in verschiedenen Rollen und Lesungen erlebt hat, der weiß, dass er einen feinen Sinn für Humor und Komik hat. Die Rolle des eitlen Pianisten Gustav Heink (vorher Herbert Föttinger) , der den Schwarm der ihn anbetenden Frauen für sein Ego braucht, weil sie ihm Jugend und Alterslosigkeit bescheinigen, ist ihm auf den Leib geschrieben. Angeschwärmt ja, aber im Grunde will er schon seine Ruhe haben. Das gibt er allerdings nur vor dem gichtgeplagten Säufer und Hausmeister Pollinger (Siegfried Walther) und in ganz, ganz ehrlichen Momenten, die aber nicht lange dauern, vor seiner Frau (ganz souverän: Sandra Cervik) zu. Mit der jungen, exaltierten Delfine Jura (herrlich überkandidelt Alma Hasun), die er da in seine Almhütte geschleppt hat, ist er heillos überfordert. Doch er muss den Liebes- und Sexhungrigen spielen. Schließlich erwartet sie das von ihm, der ihr angebetetes Idol ist. Diese Szenen gehören zu den komischesten des Abends. Lorenz spielt den Heink mit zwinkender Selbstironie: Er weiß um seine Schwachstellen, darf sie aber nicht offen zeigen. Mit Mühe kann er die Liebesstürme seiner jungen Geliebten abwehren und sie ins Nebenzimmer verfrachten, wo sie Klavier üben soll Aber lieber würde er mit Pollinger auf der Ofenbank sitzen, über seine Fußleiden reden und Kaffee und Kuchen genießen. In diesem Dilemma kommen ihm seine Frau in Begleitung des Ehemanns seiner Geliebten fast gelegen. Alexander Pschill mischt in der Rolle als Dr. Jura (vorher Martin Vischer) ordentlich auf. Nix da mehr von einem Schüchterling. Forsch, selbstsicher und mit hellem Witz lenkt er die verirrten Menschen – seine Frau und den Pianisten – zu ihren „angestammten“ Ehegespanne zurück.

Interessant, dass der Regisseur Janusz Kica zwei verschiedene Schlüsse spielt: Die Ehefrau verlässt ihn und wird die Scheidung einreichen. Er bleibt ratlos allein zurück. Zweite Variante: Sie verlässt ihn, wird die Scheidung einreichen, er ist kurz verzweifelt, aber schon trudelt die nächste „Möglichkeitsgeliebte“ ein, mit der er sich tröstet. Die dritte, früher die meist gespielte Variante, ist zwar bühnenwirksamer, aber gilt wahrscheinlich als heutzutage inakzeptabel: Gustav glaubt sich mit seiner Frau versöhnt zu haben, hat irgendwie Besserung in Aussicht gestellt. Doch die nächste Versuchung ist schon da, der er ins Liebeskammerl nachstürzt mit dem unehrlichen Bedauern, dass er ja nicht anders könne. In diesem Schluss bleibt die Ehefrau in hilfloser Resignation zurück. Wahrscheinlich aus der heutigen Sicht auf die emanzipierte Frau kein passender Schluss.

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