Albertina modern: Herbert Böckl-Oskar Kokoschka – Eine Rivalität

„Die Ausstellung Herbert Boeckl – Oskar Kokoschka. Eine Rivalität zeigt zwei der bedeutendsten österreichischen Künstler des Expressionismus. Präsentiert werden mehr als 100 herausragende Arbeiten auf Papier, eine Auswahl aus den reichen Beständen der ALBERTINA.“ (Zitat aus Ausstellungstext)

Der Zusatztitel ist nicht ganz einsichtig. Rivalen waren die beiden Künstler nie, höchstens hatten ihre Werke manchmal zeitbedingte Ähnlichkeiten, aber nicht mehr. Beide sind in ihrer künstlerischen Veranlagung nur auf den ersten Blick ähnlich – und daher, wenn man so will Rivalen. Aber schon die Fotos beider und ihre Biografie machen deutlich, wie sehr ihre Entwicklung auseinandertriftet.

Kokoschka – ein Wilder, Unangepasster, einer dessen Bilder von den Nazis als entartete Kunst verboten wurden. Er emigriert und kehrt erst nach Ende des Zweiten WEltkriegs zurück. Böckl bleibt, er hat ja eine große Familie, tritt der NSDAP bei, verschweigt es, verliert kurzfristig seinen Posten an der Akademie der bildenden Künste in Wien, wird aber in den späteren Jahren ebenda Lehrer und Direktor. Als Lehrer war er – so die Erzählung meines Vaters, der in seiner Klasse war- unerbittlich. Eigenwilligkeit war nicht gefragt. Und so sehe ich in der Ausstellung Böckls Spuren in den Bildern meines (verstorbenen) Vaters.

Die Unterschiede zwischen Kokoschka könnten nicht größér sein.

Die Augen der beiden Porträts sagen viel über den Maler aus: Kokoschka zeichnet tiefliegende Augen, voller Verzweiflung oder zumindest Zweifel Böckl malt sich selbst als einen Glücklichen. Die Pinselstriche sind gelassen, unaufgeregt – ich habe im Atelier meines Vaters viele ähnlich ausgeführte Porträts gesehen: Ein ruhiger Hintergrund, oft im ähnlichen Braun, das Gesicht fest und klar.

www.albertina.at