Der Regiesseur Alvis Hermanis setzt auf Tragikkomödie, Trash und Slapstick. Auf der Drehbühne entfaltet er ein Kaleidoskop bürgerlicher Szenarien: Sofas, Vitrinen, Fauteuils, jede Menge Familienfotos und Pistolen als Wandschmuck. Die Bühne als Spiegelbild der Gesellschaft – gut. Auf den Sofas schnarchen betrunkene Kaufleute, Beamten. Und einige im Puplikum schließen sich an und machen ihr Weihnachtsnickerchen. Denn leider ist vor allem der erste Teil ziemlich langweilig. Das liegt vor allem an der mangelnden Wortdeutlichkeit. Von Michael Maertens ist man ja das verschwulte Dahinnuscheln schon gewohnt. Als einfältiger Beamter, der um die schöne Larissa (Marie-Luise Stockinger) saufend und stotternd wirbt , übertreibt er manchmal bis zur Unverständlichkeit. Saufen ist überhaupt die Hauptaktion in diesen 3 Stunden. Das imaginierte Betrunkensein hat aber fast alle Schauspieler sprachlich beeinträchtigt. Unerträglich übertrieben muss der arme Fabian Krüger einen torkelnden, speienden, nuschelnden, stotternden Trottel mimen. Eine peinliche Übertreibung!
Die interessanteste Figur in dem ganzen Torkeldrama ist die junge Larissa. Sie ist zum äußeren Zeichen ihrer Naivität in bäuerliche Buntheit gekleidet, meist wirkt sie darin dümmlicher, als die Figur selbst es erlaubt. Die Männer schielen alle nach ihr. Sie aber wird von der Mutter (Dörte Lyssewski) an eben den unerträgichen Julij verkuppelt. Sie jedoch hofft auf die Gunst des reichen Unternehmers Sergej Paratow – gut widerlich von Ofczarek gegeben -. Der gaukelt ihr Liebe vor und als er am Ziel seiner Wünsche ist, seilt er sich ab. Übrig bleibt eine verzweifelte Larissa. Es gibt einige starke Szenen, etwa wenn die gierigen Blicke der Männer die kindlich tanzende Larissa verschlingen. Und die Schlussszene: Larissa hat verstanden – sie ist nicht mehr als ein Objekt, um das gestritten und verhandelt wird. Als Individuum ist sie abgemeldet.