Im obigen Titelfoto verführt Don Juan, getanzt von Saul Daniele Ardillo, Elvira, getanzt von Estelle Bovay.
Die italienische Ballettgruppe „Aterballetto“ zeigte „Don Juan“, von dem schwedischen Choreograph Johan Inger atemberaubend und packend in Szene gesetzt. Auf einer dunklen Bühne (Curt Allen Wilmer und estudiosDos) stehen dicht aneinander gereiht schwarz-graue Kontainer, die sich wahlweise in Betten, Bäume oder in Häusermauern verwandeln.Durch den Einsatz von Lichtinseln (Fabiana Piccioli) und Neukompositonen von Marc Alvarez wird das Geschehen pointiert unterstrichen und vorangetrieben.
Mit 16 Tänzern – 8 Frauen, 8 Männern – gestaltet Johan Inger das Leben des Frauenjägers von seiner Geburt bis zum Verschwinden ins Nichts. Dabei hält er sich im Großen und Ganzen an die bekannte Geschichte, wie wir sie aus der Mozartoper kennen, ließ sich aber auch von Bert Brecht und anderen Don Juantexten inspirieren. Einige Figuren wie die Mutter Don Juans oder das Straßenkind sind neu. Leporello – im Stück Leo – ist eine schillernde Figur, einmal Leporello( Philippe Kratz), der widerspenstige Diener, dann wieder das Alter Ego. Neu und interessant ist die Figur der Mutter (Ina Lesnakowski). Sie verfolgt von der Geburt an ihren Frauenliebling, greift immer wieder ein. Sein Leben endet jäh auf der Kante eines der Betten, auf denen er die Frauen verführte. Er wird von schwarzen Gestalten ins dunkle Nichts gekippt.
Mit immer neuen, spannenden Figuren aus dem zeitgenössischem Ballett und dem Modern Dance schafft Johan Inger psyhologische Porträts der Figuren und macht die Handlung verständlich. Die Leistungen der gesamten Truppe sind enorm, fast unglaublich jedoch die des Don Juan. Er ist eineinhalb Stunden ohne Unterbrechung auf der Bühne. Seine tänzerischen und akrobatischen Qualitäten nehmen einem fast den Atem. Die Liebesakte tanzt er mit ungenierter Offenheit: Kaum hat er eine Frau „bezwungen“, rast er zur nächten. Zu den stärksten Szenen gehört die Hochzeit Zerlinas. Während die geladenen Gäste in ein wildes Bacchanal ausbrechen, verführt Don Juan die Braut ganz ungeniert.
Begeisterter Applaus und viele Bravorufe!