Ballettabend in der Staatsoper: „Verklungene Feste und Josephslegende“

Da kamen alle Ballettfans und freuten sich über ein Wiedersehen mit einem typischen John Neumeier-Festabend! Und über ein Wiedersehen mit Vladimir Shishov und Mihail Sosnovschi! Beide tanzten schon 2015in den „Verklungenen Festen“ mit unglaublicher Eleganz und Finesse. Die Elegie und Melancholie der Atmosphäre spiegelt sich ganz und gar in der Choreographie – viele sehr langsame, durchaus erotische Figuren. Starker Applaus für die Tänzer, was besonders hoch zu werten ist, da viele im Publikum eigentlich nur auf die „Josephs Legende“ warteten. Doch die „Verklungenen Feste“ sind ideal, um sich von den eigenen Erinnerungen an „verklungene Feste“ einspinnen zu lassen.Die Musik von  Richard Strauss unter dem subtilen Dirigat von Gerrit  Prießnitz tat alles dazu.

Nun denn – zum furiosen 2. Teil des Abends:

Denys Cherevychko tanzte wie schon 2015 den gar nicht so keuschen Joseph – sein eher spärliches Kostüm musste ja Potiphar dazu verleiten, es ihm runterzureißen. Aber erst mal langsam: Joseph wird von Sklavenhändlern an den Hof Potiphars verschleppt. Dort langweilt sich Mrs. Potiphar – herrlich Rebecca Horner – zu Tode und straft ihren erotisch aufgeladenen Ehemann _ Eno Peci – mit Missachtung. Obwohl der eigentlich über weitaus mehr Sexappeal verfügt, ist sie von dem armen – ach so unschuldigen – Joseph total begeistert, umtanzt ihn mit einer Rasanz, scheint ihn dann endlich unter ihren kräftigen Armen zum ersehnten Coitus gebändigt zu haben, als -Pech für beide – der Ehemann dazukommt. Nun wird Joseph ziemlich hergebeutelt, aber bevor er total erschöpft tot umsinkt, holt ihn sein Engel  in himmlische Gefilde. Einst tanzte Kirill Kourlaev bravourös diesen Engel – wo ist dieser Startänzer jetzt? Doch nicht schon in Pension???????????? Jetzt ist es Jakob Feyferlik – sein Engel ist ätherischer, kindlicher -halt eher ein Schutzengerl. Und Potiphar? -Sie tanzt alleine einen wunderbaren Trauertanz. Gerrit Prießnitz führte das Orchester in wahre Furioshymnen und ließ die Musik von Richard Strauss einmal mehr nach allen Regeln aufleuchten.

Ein wahrer Sturm an Applaus brach los. Am Ende gab es standing ovations!