„Blitz und Donner“ – Strauss verliebt in Olga. Urauffühurng

Inszenierung: Jacqueline Kornmüller. Musik: Johanna Doderer und Johann Strauss

„Eine verbotene Liebe wird Theater“ heißt es auf dem Programmzettel. Die Liebesbriefe zwischen Johann Strauss und der adeligen Olga Smirnitskaja sind die Grundlage für Jacqueline Kornmüllers Inszenierung, kompletiert mit den Briefen Olgas an Johann, geschrieben von Milena Michiko Flasar. und Texten des Musikwissenschaftlers Thomas Aigner und Christian Sauers.

Musiker und Musikerinnen spielen unermüdlich auf der weiten, leeren Bühne, bis sich Peter Wolf in der Rolle des Wissenschaftlers Thomas Aigner aus dem Hintergrund löst und erzählt, wie er die verschollen geglaubten Briefe in der Rathausbibliothek Wiens gut verschnürt in einer Schachtel fand. Dann beginnt das Liebesdrama zwischen Johann Strauß – glaubhaft und dem heutigen Straussbild authentisch angepasst gespielt von Christian Nickel – und der jungen, schönen Mara Romai als Olga. Geschickt nützt die Regie die Weite der Bühne, um die Distanz zwischen Johann und Olga, die selbst die starke Liebe nicht überwinden wird, zu thematisieren. Sie begegnen einander nur an gesellschaftlichen Anlässen, wagen kaum ein Wangenküsschen oder Heimlichkeiten. Das wache Auge der Mutter Olgas (streng und stumm Miriam Mercedes Vargas) verhindert Nähe. Und doch – die Briefe sprechen eine deutliche Sprache von kaum bezähmbarer Leidenschaft. Besonders Olga strahlt vor Entschlossenheit. Johann ist ein Zauderer, letztendlich ein Feigling – er duckt vor seiner allesbeherrschenden Mutter, vor Olgas Eltern. Olga wäre bereit mit Johann zu fliehen, das Wagnis einer unsicheren Zukunft auf sich zu nehmen. Amor in Person der reizenden Freundin Olgas (Laura Schlittke) fungiert als Postillon d`amour. Doch letztendlich siegt die gesellschaftlliche Norm – Johann wird nach Wien zurückkehren und sich den Anordnungen einer Mutter beugen, Olga wird in einen Zug mit unbekanntem Ziel verfrachtet. „Was ist von unserer Liebe geblieben, fragt sie in einem ihrer Briefe – Fensterblicke und Fensterküsschen“.

Um diese letztendlich banale Geschichte einer gescheiterten Liebe Tiefe und theatralische Wirksamkeit zu verleihen und sie aus der Kitschgefahr zu retten, bedient sich Jaqueline Kornmüller der Musik und vor allem einer fast therapeutisch- meditativen Langsamkeit. Wenn sich Olga im weißen, später im schwarzen, Pauline im rosa Reifrock (Bühne und Kostüme ebenfalls Jacqueline Kornmüller) in sanften, in sich ruhenden Bewegungen drehen, dahinter starr und stumm die Mutter im schwarzen Reifrock die Tochter bedroht, an den Rändern die Musikanten eine Mischung aus Johann Strauss und Joanna Doderer spielen – dann entstehen Bilder jenseits von Zeit und Raum. Etwas bemüht wirken die Einschübe über das Wetter. speziell über die verschiedenen Arten von Regen. Denn es heißt, dass der Melancholiker Strauss am besten bei Donner und Blitz komponieren konnte. Alles in allem ein Abend, der sicher eine hohe künstleriche Latte für die zahlreichen noch zu erwartenden Darbietungen im Straussjahr 2025!

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