Fuhr man noch vor einigen Jahren nach Sopron nur zur Zahn- oder Kosmetikbehandlung und am selben Tag wieder retour, so lockt heute die Gegend zwischen Sopron und Bük zum Verweilen.
Die Unternehmensgruppe „Adventor Hotels“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, Hotels an strategisch gut gelegneen Plätzen, die in die Jahre gekommen waren, zu renovieren.Denn es gilt die Vergangenheit in neuem Gewand zu entdecken. Frisch hergeputzte und auf den letzten Stand gebrachte Hotels wie etwa das Fagus Hotel in Sopron (www.fagushotel.hu) machen den Aufenthalt zum erholsamen Urlaub. Es liegt eingebettet zwischen den bewaldeten Hügeln des Lövérek Erholungsgebietes. Der Park mit alten Bäumen geht in den Wald über.Die geräumigen, hellen und mit allem Komfort ausgestatteten Zimmer mit Balkon schauen auf den Park. Kinder turnen auf dem abseits gelegenen Spielplatz herum oder plantschen und schwimmen mit den Eltern im Spa-Bereich. Das Sportbecken hat angenehme 26°, das Warmwasserbecken mit Massagedüsen (kein Thermalwasser!) circa 34°. (Beide nur im Innenbereich). Da auch Tagesgäste zugelassen sind, kann es an Sonnentagen manchmal etwas eng werden.
Sopron – eine Neuentdeckung
In den 1980er Jahren wurde das Zentrum Soprons aus den Trümmern und Resten, die ein neunmaliges Bombardement übergelassen hatte, wieder aufgebaut. Und siehe da- ein Schmuckstück kam zum Vorschein.
Wie könnte es anders sein – die Römer waren da und nannten die Stadt Scarbantia. Sie hinterließen eine mit starken Mauern befestigte Stadt, die im Mittelalter erweitert wurde. Magyaren und Juden siedelten sich an, die Türken konnten abgewehrt werden. Die Habsburger verpassten der Stadt einen neuen Look. Spaziert man durch die Gassen mit den barocken Bürgerhäusern, dem Hauptplatz mit Stadtturm und Dreifaltigkeitssäule, fühlt man sich wie in einer österreichischen Kleinstadt. Die österreichische Vergangenheit wird nicht ausradiert, sondern mit zweisprachigen Straßenschildern betont – eine Seltenheit in Ungarn!
Zwischen den mächtigen Resten der Stadtmauer schmiegen sich idyllische Cafés aus der Jahrhundertwende, wie etwa das Café Zwinger, kleine Gaststätten und mittelalterlich anmutende Wohnhäuser.
2009 siedelte sich die österreichische Schokoladenmanufaktur Harrer (http://www.feine-schokoladen.com) etwas außerhalb von Sopron an. Mit dem modern-kühnen Stil beeindruckt das Gebäude schon von außen. Im Inneren locken Schokoladen in allen Varianten: Mit Chilli, Gemüse wie Rote Rüben oder mit Blumen. In ganzen Tafeln, als Kugeln oder Bruch. Dazu feine Torten, Eis in allen Varianten und natürlich Kakao in verschiedensten Geschmacksrichtungen. Wer genau wissen will, wie und wo was produziert wird, kann eine Führung durch die Manufaktur buchen. Man erfährt detailliert den mühevollen Weg von der Kakaobohne bis zur Schokolade.
Das Land um Sopron ist natürlich auch bestes Weinbaugebiet (www.soproniborvidek.hu) Im Herbst wird überall gefeiert, gern auch in Sopron. In Zelten bieten diverse Anbieter Wein von verschiedenen Herstellern, Bier, Liköre, Süßigkeiten wie Baumkuchen, viel Fleisch und Wurst an- die Feststimmung ist gut, Groß und Klein feiert und genießt.
Schloss Esterházy in Fertöd
25 km von Sopron entfernt liegt das prunkvolle Schloss Esterházy – Fertöd (www.eszterhaza.hu). Vom kunstvoll geschmiedeten Eingangstor schaut man beeindruckt auf das weite Rundeau mit dem Teich, den Blumenrabatten und dem Brunnen. Der Haupttrakt mit den mächtigen Seitenflügel rahmt wie ein Riesenhufeisen das Parterre ein. Die Rokokoarchitektur spiegelt die Lebensfreude seines Erbauers Fürst Nikolaus I. (1740-1790) wider. Da er Prunk und Pracht liebte, baute er das schon bestehende becheidene Jagdschloss zu einem „petite Versaille“ um. Sein Motto: „Was der Kaiser kann, kann ich auch!“ Große Feste, Bälle, Jagden und Gelage waren an der Tagesordnung. Für die illustren Gäste wie Maria Theresia und ihrem „Franzl“ spielte natürlich Joseph Haydn auf.
Das Schloss ist heute im staatlichen Besitz und wurde fachmännisch restauriert. Keine falschen Stilmöbel, die so ungefähr in die Zeit passen könnten, stören. Was vorhanden ist, reicht für einen bleibenden Eindruck. Wie etwa der große Ballsaal mit den Figuren der vier Jahreszeiten des Wiener Bildhauers Johann jossef Resler. Von der Decke strahlt der Gott des Lichtes, der Kunst: Apollo! Er ist der Herrscher des Raumes. Wenn das Sonnenlicht durch die hohen Bodenfenster fließt, dann herrscht Apollo und verleiht dem Raum eine eigene Magie.
Wo die heißen Quellen sprudeln
Bük war und ist das Mekka für viele „Warmbader“. Die heißen Quellen helfen bei kleinen Malaisen und ernsthaften Krankheiten. Dem Ort ist ein gewisser Wohlstand anzusehen. Die ehemals grau-braunen Einfamilienhäuser strahlen in hellem Weiß, in den Vorgärten blühen Rosen und Hortensien.
Wie in Sopron so hat auch hier die Unternehmensgruppe „Adventor Hotels“ ein in die Jahre gekommenes Großhotel zu einem eleganten Golf- und Spahotel umgebaut. Das Greenfieldhotel Golf & Spa ( www.greenfieldhotel.hu) erfüllt so ziemlich alle Wünsche eines anspruchsvollen Publikums. Die Zimmer sind groß und gut ausgestattet. Die Balkone sehen direkt über die Landschaft des 18-Loch Golfplatzes, dessen anspruchsvolle Architektur mit vielen Teichen und Hügeln das Können der Golfer herausfordert.
Die angestrengten Muskeln lockert man am Besten in der Therme oder lässt sich von dem gut ausgebildeten Fachpersonal kräftig durchwalken. Die Badelandschaft ist mit Innen- und Außenpools großzügig gestaltet. Obwohl das Thermalwasser schwefelhaltig ist, gibt es keine Geruchsbelästigung. Besonders angenehm ist das 25m lange Sportbecken mit 26°.( Da auch Tagesgäste Zutritt haben, wird es an Sonnentagen manchmal eng.) Vom Golfplatz ins Wasser, zum Masseur und Abends nach dem reichhaltigen Büffet mit ungarischer Livemusik vielleicht noch eine Runde Bowling.
Das unbekannte Kleinod: Köszeg (Gürs)
Köszeg, klein und wenig bekannt, hat eine große Vergangenheit. Als der türkische Suleyman der Prächtige 1532 vor den Mauern der Burg lagerte, meinte er, in einigen Tagen ist Köszeg in seiner Hand, er werde noch plündern, was geht, und dann weiterzeihen. Doch er hat nicht die Rechnung mit Nicola Jurisics gemacht. Der hielt die Burg trotz der geringen Anzahl von Soldaten ganze 25 Tage, dann zog der Prächtige ab. Seither heißt die Burg „Castel Jurisics“. Im Burghof steht seine Statue und in der Ahnengalerie hängt sein Porträt unter allen anderen wichtigen Persönlichkeiten.
Den Wohlstand hat – wie oft auch anderswo – die Stadt Maria Theresia zu verdanken. Sie siedelte hier deutschsprachige Weinbauern an, deren Nachkommen bis heute Teile des Stadtbildes mit ihren geduckten Hauerhäusern prägen. Und wie in Grinzing künden die Kränze an: „ausgsteckt is“! Nur dass hier keine Touristenmassen zu finden sind! Auch sonst ist Köszeg ein anheimelndes Städtchen: Ein Brunnen spendet nicht nur Trinkwasser, sondern auch Musik zu jeder vollen Stunde. Viele Geschäfte gibt es ja nicht, dafür aber einen Herrenfriseur im kleinsten Haus der Stadt mir gerade einmal zwei Kundensesseln. Dass in Köszeg auch ein gewisser Emmerich (Imre) Graf Festetics (1764 – 1847) als erster Wissenschaftler noch vor Mendel die genetischen Gesetze der Vererbung erkannt und formuliert hat, ist nur eine der vielen interessanten Geschichten aus Köszeg!
Text und Fotos: Silvia Matras