Ich beginne mit einem Zitat aus dem Buch des exzellenten Kenners dieser Stadt, nämlich Fritz J. Raddatz. Er nannte sein schmales Büchlein „Nizza, mon amour. Eine Liebeserklärung an die spröde Schöne des Mittelmeeres“. Im Titel ist schon alles rauszulesen: Begeisterung, Liebe – immer mit einer gehörigen Prise Kritik. Da heißt es gleich zu Beginn: „Nizza…wird erst schön, lässt man sich ihre Sonderbarkeiten zufächeln, die Eleganz der Belle-Epoque-Paläste, errichtet von den russischen Adeligen und reichen Engländern im 19. Jahrhundert, oder die stilsichere Perfektion der Art-déco-Häuser.“ Trotz aller Eleganz „kann man die abstruse Hässlichkeit, die glitzernde Brillianten-Vulgarität der russischen „Nouveau riche“ Oligarchen“ nicht übersehen. Er meint damit expressis verbis auch das Hotel Negresco.
Mit diesem kritischen Blick ausgestattet streife ich durch die Stadt. Mein kleines Hotel „Villa Rivoli“ ist ein gutes Beispiel für die gelungene Eleganz der Belle-Epoque, verziert mit einen Hauch von Art Nouveau im Eingangsportal. Doch schon einige Schritte weiter bildet die „Villa Masséna“ einen gegensätzichen Einblick in die Belle-Epoque: André Masséna, Enkel von Napoleon Buonaparte, ließ sich dieses Prunkstück im neoklassizistischem Stil direkt an der Proménade des Anglais errichten. Villa und Garten sind heute ein Museum.
Auf dem Weg in den Norden von Nizza, zum Viertel Cimiez
Vom Hotel „Villa Rivoli“ geht es durch das „Musikerviertel“, Gassen mit berühmten Namen wie Gounod, Berlioz, Mozart. Auf dem Weg ins Viertel Cimiez entdecke ich eine bunte „Architekturcollage: Die für Nizza so typischen „Hochhäuser“, immer mit Balkonen aus Eisen oder abgerundeten Betonbrüstungen berssehen, an die fünf Stockwerke hoch. Alle mit dem hochtrabenden Namen „Palais“. An den sorgfältig geputzten Namensschildern lese ich Notare, Ärzte, Rechtsanwälte… also die betuchte Bourgoisie. Dazwischen ein skurriler Neubau, zum Finanzamt gehörig: Ein Dreiecksegel ragt irgendwie unmotiviert in den blauen Himmel. Vorbei am Bahnhof, der nicht gerade ein Schmuckstück ist, spaziere ich weiter in das ruhige Villenviertel Cimiez. Villen mit Gärten, diskret hinter Mauern, dann taucht bildmächtig „La Résidence Le Régina“ – auf, einst das Grandhotel schlechthin, heute leider in viele Privatapartements aufgeteilt.
Mehr als deutlich!Einst der Inbegriff des GrandhotelsDie kippende Finanz
Alles sehr beeindruckend, aber ich stelle fest: Am wohlsten fühle ich mich in der „No-name-architektur“ oder besser „architectura populare“ in den engen Gassen von „Vieux Nice“.
In „Vieux Nice“ herumspazierenund sich mit Lust verirren
Um dann am Abend, müde von den vielen Eindrücken, in „meinem Zimmer“ im Hotel Villa Rivoli ins Bett zu fallen.
Foto: Schloss Iglhauser, Fotocredit: Silvia Matras
Die Weyerbucht am Mattsee gehört zu den wenigen Plätzen, wo sich nicht die Gesellschaft trifft, die gesehen werden will, sondern die Menschen, die noch eine Sommerfrische nach guter alter Manier suchen. Ruhepol ist das Schloss Iglhauser. In den alten Mauern wohnt es sich wie in Zeiten, als ein Schloss noch ein Schloss war: Zimmer mit Kachelöfen, Möbel ohne „Designgehabe“. Alles gemütlich. Gefrühstückt wird bei Schönwetter in dem Vorgarten, der von weißen Blütenpflanzen und uralten Bäumen eingerahmt ist. Die Stunden verrinnen lassen, lesend im Garten direkt am Ufer des Sees, oder auf dem Tretboot über den See tuckernd -all das hat etwas Beruhigendes.
Ruhige Stunden am Ufer des Mattsees (Foto: Silvia Matras)
Wenn um 7h morgens die Glocken vom nahen Kirchturm läuten, dann heißt es raus aus den Federn, runter zum See, hinein ins Wasser. Ganz ohne Kälteschock, denn der Mattsee erreicht im Sommer gute 25-26 Grad. Nach dem Frühstück im Garten lange Zeitung lesen, vielleicht ins Dorf schauen, wo es nicht allzu viel zum Schauen gibt: Was ein Dorf so halt braucht: einen Wirt, eine Bank, Apotheke, kleine Modeläden und eine Konditorei mit dem besten Mohn- und Nussgebäck. Oder auch hausgemachtes Eis.
An manchen Tagen hat man von der Faulenzerei genug. Eine Wanderung rund um den nahen Grabensee ist angesagt. Vorbei an der kleinen Wallfahrtskirche Zellhof aus dem 17. Jahrhundert umrundet man in zwei Stunden den kleinen Grabensee, der mit dem Mattsee und dem Obertrumersee durch den Fluss Mattig verbunden ist.
Die kleine Wallfahrtskirche am Grabensee (Foto: Silvia Matras)
Einen Abend spaziert man durch den Hauptort Obertrum. Im Zentrum stehen die Zeugen mächtiger Bierbrauer, die Brauerei Sigl, der Braugasthof Sigl, in dem 1949 eine Anzahl von Filmen unter anderem mit Attila Hörbiger gedreht wurde. Im Gastgarten stehen alte Kastanienbäume, unter denen man am Abend die ausgezeichnete Küche genießen kann.
Im Zentrum von Obertrum: Brauereigsthof Sigl, Fleischhauerei, Kirche. (Fotos: Silvia Matras)
Im Teufelsgraben bei Seeham
Im Ortsteil Matzing (Obertrum) biegt man ab zum Teufelsgraben. Bei dieser Wanderung kommen KInder und Erwachsene auf ihre Rechnung. Gleich am Beginn warten neugierige Ziegen darauf, von den begeisterten Kindern gestreichelt zu werden. Über Holzbrücken steigt man hinauf zum Wildkar Wasserfall. Am Weg haben Kinder die Sage um den Teufel und die schlauen Müller bebildert und beschriftet. Eine Wanderung mit hohem Spaßfaktor!
Im Teufelsgraben (Fotos: Silvia Matras)
Henndorf am Wallersee – Künstlertreff einst und heute
Man staunt über die Vielzahl der bekannten Künstler, die sich in dem damals kleinen – heute durch einen Ring von gesichtslosen Bauten vergrößerten – Henndorf trafen. Am besten beginnt man den Spaziergang im „Literaturhaus Henndorf“ – nahe an der Kirche. Das Geburtshaus von Johannes Freumbichler, des Großvaters von Thomas Bernhard, ist heute ein kleines, aber feines Museum, wo man alles über die literarische Vergangenheit dieses Dorfes erfährt, das einst mehr Künstler anzog als Salzburg. 1926 erwarben Carl Zuckmayr und seine Frau Alice das Anwesen „Wiesmühl“. Das Haus wurde bald zum Zentrum für Literaten. Ödön von Horvath, Stefan Zweig, Johannes Freumbichler und auch der Knabe Thomas Bernhard waren hier häufig zu Gast. Wer die Wiesmühl, die jetzt im Besitz von Wichard und Johanna von Schöning ist, besuchen möchte, der meldet sich am besten im Literaturhaus an. Auf einem Literatur-Spaziergang durch Henndorf kann man unter anderem auch die Wiesmühl besichtigen. Im Literaturhaus lebt aber nicht nur die Vergangenheit, hier stellen auch Künstler und Künstlerinnen aus der Gegenwart aus. Beeindruckend zum Beispiel die Bilder der jungen Malerin Eva Baker oder das auf Holzpanelen gemalte Dschungelbild von Max Pfeiffer-Watenpuhl (1896-1976). Es wurde erst kürzlich im Zuge einer Restaurierung freigelegt.
Die Wiesmühl von Carl Zuckmayer (Foto Silvia Matras) Literaturhaus Henndorf (Foto: Silvia Matras)Eva Baker: Sonntagsfrauen (Foto: Silvia Matras)Max Pfeiffer-Wartenphul: Dschungel (Foto: Silvia Matras)
Natürlich auch Salzburger Festspiele!
Es gab Karten! Für den ausgezeichneten Bariton Matthias Goerne. Er sang mit der Intensität, die einem unter die Haut geht, Lieder von Beethoven. Begleitet wurde er von dem jungen, congenialen Pianisten Jan Lisiecki. Was für ein Festabend! Einziger Wermutstropfen: Es gab nur einen Waschzettel mit den Titeln. Warum kein Programm mit allen Texten, wie sonst auch? Sparmaßnahmen am falschen Platz.
Literatur und Informationen
Siegfried Hetz, Erlebnis Salzburger Land. Band 1 Flachgau. Verlag Anton Pustet. Ein äußerst brauchbarer Ideenspender für Wanderungen abseits der Massen, die es im Flachgau ohnehin nicht gibt!
Silvia Bengesser, Literatur-landschaft Flachgau. Edition Eizenbergerhof 45, Salzburg 2017. Gut recherchiert, unabdingbarer Begleiter für alle Literaturinteressierte.
Weimar ist
Erinnerungsort. Kein Haus, in dem nicht irgendein Großer aus dem Lexikon
wohnte. Goethe, Schiller – klar. Vor diesen aber schon Bach, Herder, Wieland.
Nach ihnen Liszt, Nietzsche, und neuerdings reiht sich auch Walter Gropius
unter die großen Namen.
Eigentlich begann alles…
Eigentlich
begann alles mit Goethe, der in Weimar eine Bilderbuchkarriere hinlegte, von
der ein Politiker heute nur träumen kann:
Vom Erzieher des jungen Prinzen zum Hofdichter, Minister für alles
Mögliche bis zum Hofrat und Baron. Der Fall ist klar: Goethe war ein genialer
Draufgänger mit dem unwahrscheinlichen Gespür für Chancen. Als er sich
entschloss, aus der Großstadt Frankfurt, wo er es bestenfalls zum dichtenden
Rechtsanwalt gebracht hätte, in das Operettenherzogtum Weimar zu ziehen, das
auf der politischen Bühne Deutschlands nicht einmal eine Statistenrolle
spielte, lachten und wunderten sich alle. Er aber wusste: In diesem Ministaat
würde er den Freiraum haben, sein Image vom pubertierenden Wertherrevoluzzer
abzustreifen und sich zum Künstler mit einer Prise Erhabenheit, die man später
Klassik oder Klasse nennen sollte, zu
wandeln. Dass diese Erhabenheit ihn als Büstenheros in die Vitrinen der
Bildungsbürgerwohnzimmer bannen wird, konnte er damals natürlich nicht ahnen.
Wer weiß, vielleicht hätte ihm diese Rolle sogar gefallen.
Goethe omnipräsent in Weimar
Neuer
Büstenanwärter
Anfang des
20. Jahrhunderts, genauer gesagt im April 1919, meldet ein gewisser Walter
Gropius einen Anspruch auf Büste und Verehrung an. Noch ist es nicht so weit.
Denn er ist eigentlich ein Noname: Sein Architekturstudium hat er abgebrochen,
gebaut hat er auch nichts Nennenswertes. Außer der Glasfassadenbeschmückung für
eine Schuhleistenfabrik in Alfeld kann er nichts auf seine „Werkliste“ setzen.
Seine Ehe mit Alma (geschiedene Mahler) beschert ihm zwar Kontakte, ist aber im
Zerbröckeln. Wahrscheinlich war es Alma, die ihn auf die Idee brachte, sich in
Weimar zu bewerben. Denn eines wollte dieses ehrgeizige Sexidol ganz sicher
nicht: einen unbedeutenden Ehemann in ihrer Liste der erlegten Opfer führen.
Also reist
Walter Gropius nach Weimar. Zuvor informiert er sich noch ausführlich im
„Deutschen Werkbund“ und im „Arbeitsrat für Kunst“, was so an neuen Ideen im
Umlauf ist. Mit diesen im Gepäck gelang ihm mit Hilfe eines einflussreichen
Offiziers vom alten Adel das Husarenstück, die von Henry van de Velde
gegründete Kunstgewerbeschule zu übernehmen und sie unter dem Titel „Bauhaus“
von 1919 bis 1925 als Direktor zu leiten. Van de Velde verließ bald darauf Weimar,
er hatte eingesehen, dass er neben dem Organisations- und Redetalent Gropius
keine Chance hatte. Gropius‘ Stärke war auch in Weimar nicht das Bauen –
außer einem Entwurf für ein Kriegerdenkmal hat er nichts Handfestes
vorzuweisen. Er war Direktor, der die Fäden und die Laufbahn der Lehrer – in
der Bauhaussprache mit „Meister“ angeredet – und die der Schüler bestimmte. An
dieser Stelle muss unbedingt darauf hingewiesen werden, dass fast 50% der
Studierenden Frauen waren. Die aber nie – auch nicht in dem jüngst eröffneten
Bauhausmuseum – so richtig gewürdigt wurden.
Flachdach gegen Giebel: Haus am Horn
Gropius weiß
zu überzeugen, Sponsoren und Gelder aufzustellen, um berühmte Künstler, wie
Johannes Itten, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Oskar Schlemmer oder Gertrud
Grunow, die „Meisterin“ für Tanz und Harmonielehre, an die Schule zu holen.
Schwierigkeiten spielt er mit Glanzreden oder Glanzfesten hinweg. Mag sein,
dass diese Feste, bei denen es nach der Vorstellung der Weimarer unziemlich
zuging, zur Vertreibung des Bauhauses beitrugen. Ein weiterer Riss ging durch
die heile Welt der Weimarer, als der Architekt Georg Muche „Am Horn“, dem Hügel
über dem Illpark, neben die honorigen Villen in neoklassizistischen Stil eine
weiße Schachtel hinbaute. Noch dazu mit Flachdach! Das war Provokation pur. Mit
diesem „Musterhaus“ änderte sich die Ausrichtung des Bauhauses: Statt wie
vorher Handwerk und Kunst in den einzelnen Disziplinen zu vereinen, setzte
Walter Gropius mehr auf industrielle Produktion. Der moderne Mensch im Aufbruch
braucht neue Wohnformen, für jeden leistbar, lautet nun die Bauhausdevise.
Diesen Richtungswechsel konnten viele Meister nicht mitmachen und verließen das
Bauhaus. Unter anderem Johannes Itten, der für die künstlerische Seite des
Bauhauses zuständig war. Als die
national-konservativen Kräfte immer stärker wurden, sah sich Walter Gropius
gezwungen, das Bauhaus mit Sack und Pack nach Dessau zu übersiedeln, wo er und
die wenigen, die ihm folgten, (vorerst) mit offenen Armen aufgenommen wurden.
In Dessau manifestierte er den Spruch: „Das Bauhaus bin ich!“
Museum statt
Büste
„Das Bauhaus
feiert sein hundertjähriges Bestehen!“ Weimar, Dessau und Berlin übertreffen
einander mit neuen Museen und Festivitäten. Die Weimarer überlegten, was sie
ihren Besuchern anlässlich des Bauhausgeburtstages zeigen könnten. Die Schule –
natürlich, besonders das „Gropius-Zimmer“, für das er selbst die Möbel
entworfen hatte. Doch es gibt einen Haken: Man darf es fotografieren, aber
nicht veröffentlichen, es sei denn, man zahlt. So an die hundert Euro werden
gemunkelt. Das kommt bei den Medien vielleicht nicht so gut an. Also warum
nicht gleich ein neues Bauhaus-Museum. Um 27 Millionen stellte die Architektin
Heike Hanada einen hellgrauen Betonkubus ins Feld. Auf die versprochene
Glasarchitektur wurde aus welchen Gründen auch immer verzichtet. Heike Hanada
erklärt ihr uninspiriertes Konzept so: „Indem sich der Körper nach außen
abschließt, gibt er der Idee Halt. Das Gebäude selbst ist reduziert auf einen
einfachen geometrischen Körper.“ Über die Ästhetik des Bauwerkes kann man
unterschiedlicher Meinung sein. Ein objektives Urteil wird erst möglich sein,
wenn Erdhaufen auf der Rückseite und Baumaschinen auf dem Vorplatz verschwunden
sein werden und Bäume den grauen Block behübschen. Im etwas düsteren Inneren
zeigt man über drei Geschoße Werke aus der Schule: Entwürfe zum Thema „Der neue
Mensch im Industriezeitalter“, Pläne für die Zukunftsindustrie, Keramik, Möbel,
Videos mit dem „Triadischen Ballett“ von Oskar Schlemmer und natürlich die
Wiege von Peter Kaler in den typischen Bauhausformen und -farben: Blauer Kreis,
gelbes Dreieck und rotes Viereck. Sie wurde zum Weimar – Bauhauslogo erhoben,
das nun als Fotografie die Auslagen diverser Designgeschäfte ziert.
Bauhaus Museum Weimar
Und welche
Spuren hat das Bauhaus sonst in dem nach wie vor von Schiller und Goethe
regierten Städtchen hinterlassen? In den Werkstätten der „Bauhaus Universität
Weimar“ wie sich die Schule heute nennt, ist Rainer Reisner Werkmeister und
Herr über viele Hämmer, Zangen und Seilzüge. „Hier lernen die Studenten, mit
den Händen zu arbeiten und nicht nur Computertasten zu betätigen. Das Handwerk
soll hier seinen alten Stellenwert zurückbekommen“, bekennt sich Rainer Reisner
zum ehemaligen Postulat des Bauhauses. Fragt man in der Stadt nach „Alumni“
(korrekter Name der Schüler) des Bauhauses, so bekommt man die Adresse der
Schmuckwerkstatt von Nane Adam. Sie kreiert Ringe, deren Innenseite mit
flexiblem Material ausgekleidet ist, wodurch sich der Ring den
unterschiedlichen Stärken des Fingers anpasst. Ihr Motto: Funktion vor Form!
Auch die Hutdesignerin und ehemalige Bauhausschülerin Claudia Köcher „baut“
ihre Hüte nach diesem Motto: „Zuerst muss die Funktion stimmen. Erst wenn die
Hüte perfekt sitzen. Dann kommt die Form, die ich mit meiner Fantasie
gestalte.“
„Weimar hat Brennglasfunktion zwischen Klassik und Aufbruch in die Moderne“, erklärte Wolfgang Holler, Direktor der „Klassik Stiftung Weimar“ anlässlich der Eröffnung des Museums und trifft damit genau die ambivalente Positionierung der Stadt. Klarer Sieger nach Punkten bleibt dennoch Goethe. Er dominiert das Stadtbild: Gemeinsam mit Schiller thront er auf einem Sockel vor dem Stadttheater, ein Warenhaus trägt seinen Namen, die Auslagen der Buchhandlungen sind voll mit Werken von und über ihn, in der Auslage des Perückenmachers darf er als Toupetträger herhalten, das Theater im Gewölbe spielt fast ausschließlich Stücke „aus dem Leben Goethes oder Schillers“ und nicht zuletzt wacht das Klassikduo über den Schlaf der Gäste im schicken „Dorinthotel“. Und bei Einheimischen und Touristen ist der nach den Plänen von Goethe gestaltete Landschaftspark an der Ill noch immer Hotspot Nummer eins. Ein Aufbruch in die Moderne?
Literatur
Bernd Polster, Walter Gropius. Der Architekt seines Ruhms. Hanser 2019. Für alle, die sich für das Bauhaus und insbesondere für dessen Gründer interessieren – ein wichtiges Buch. Der Autor rückt das Bild von Walter Gropius zurecht
Hajo Düchting, Wie erkenne ich Bauhaus? Belser Verlag, 2. Auflage 2019. Eine gute Einführung in die künstlerischen Merkmale der Bauhaus-Produktionen.
Tom Saller, Wenn Martha tanzt, Ullstein Verlag 2019. IN einem Rückblick wird das Leben von Martha Wetzlaff geschildert, die zunächst im Weimarer Bauhaus unter Oskar Schlemmer am „Triadischen Ballett“ mitarbeitet und nach dem 2. Weltkrieg in New York große Karriere macht.
Andreas Hillger, gläserne zeit, Osburg Verlag 2019. Ein Bauhaus Roman aus der Dessauer Zeit. Geschickt eingebettet in eine Liebesgeschichte erfährt man viel über die Schwierigkeiten, die das Bauhaus auch in seinem neuen Domizil in Dessau hatte.
Pavia ist „meine“ schönste, typisch ittalienische Stadt, wie ich sie immer suche, nur selten finde: Lebendig, kultiviert! Die Altstadt als Fußgängerzentrum ist für die Pavesi ein riesiger Wohnsalon, den sie besonders abends frequentieren. Ein Highlight: Die Certosa! Unbedingt sehenswert. Also mein Tipp: Nicht in Mailand hängen bleiben, sondern mit dem Zug nach Pavia.