Von der Suche nach der sagenumwobenen Stadt und der Rettung ihres Schatzes.
Aus dem Englischen von Henning Dedekind und Heike Schlatterer
Charlie English, ehemaliger Chefredakteur des „Guradian“, erzählt, wie Timbuktus wertvollster Schatz, die heiligen Bücher und Manuskripte, unter Lebensgefahr der Bewohner vor der Zerstörungswut der Al-Kaida gerettet wurden. English sucht die Waage zwischen wissenschaftlichem und populärwissenschaftlichem Stil zu halten, was manchmal – das muss bei allem Lob für dieses Werk gesagt sein – zum Verlust der Spannung führt.
Geschickt verwebt er die sagenumwobene Geschichte der Stadt mit der Zeit von 2012 bis 2013, als zuerst die Rebellen und gleich darauf die Al-Kaida über die Stadt herfielen, plünderten und die Mausoleen der Heiligen in Schutt und Asche legten.
Timbuktu war immer schon für die Welt ein Mythos. Keiner wusste, wo es genau lag. Man erzählte sich Geschichten von dem ungeheuren Reichtum der Stadt, von goldstrotzenden Palästen. Das schürte die Neugier und Gier diverser Staaten, wie England, Frankreich und später auch Deutschland. Unter dem Deckmantel der Wissenschaft wurden Abenteuertypen im Wettlauf losgeschickt, die diese reiche Stadt finden sollten, einzig allein zu dem Zweck, die Stadt auszubeuten. Viele starben in der Wüste. Einige Informationen drangen dennoch bis Europa durch: Von Gold keine Spur. Man meldete lediglich eine staubige Stadt mit vielen heiligen Bauten. Erst der deutsche Forscher Heinrich Barth (1821-1865) beschäftigte sich ausführlich mit dem eigentlichen Schatz Timbuktus, den heiligen Schriften. Er machte klar, dass Afrika sehr wohl eine schriftliche Kultur kannte und man daher die europäische Sicht auf Afrika als schriftlosen Kontinent total ändern müsse. All diese Berichte hatten zur Folge, dass immer mehr Staaten und Organisationen, unter anderem auch die UNESCO, auf den Wert dieser Manuskripte hinwiesen und sie gerade dadurch gefährdeten. Als die Al-Kaida in Timbuktu ihre Schreckensherrschaft 2012 bis 2013 ausübten, war die Angst der Bewohner um die Manuskripte so groß, dass sie begannen, diese in Kisten und Säcken in Nacht- und Nebelaktionen und unter größter Lebensgefahr in das nahe Bamako zu schmuggeln. Über die Zahl der geretteten Manuskripte seien bis heute keine sicheren Aussagen möglich, meint der Autor. Und lässt den Verdacht im Raume stehen, dass die Retter die Zahl ins Unermessliche steigerten, um Fördergelder diverser Organistionen in die Höhe zu lizitieren. Ein eher unrühmliches Ende, so finde ich, nicht für die Retter, sondern für den Autor. Denn gerade ihm, der mit vielen Verantwortlichen der Rettungsorganisation sprach und um die schwierige und chaotische Situation der „Schmuggler“ wusste, steht die Andeutung eines solchen Verdachtes nicht gut zu Gesicht.