Andrea Breths Inszenierung gerät tatsächlich als lange Reise, die dem Zuschauer einige Geduld und Sitzfleisch abverlangt. Von Andrea Breth sagt man ja, dass sie jeden Beistrich mitinszeniert. In O’Neills Drama inszeniert sie auch jeden Punkt und Gedankenstrich zu einer langweilig ausufernden Zeremonie. Das Drama, in dem eine Familie an ihren eigenen Lügen erstickt, erstickt auch die Lust des Publikums, zu folgen. Man schaut in ein ermüdend schwarzes Bühnenloch, auf dem einige Felstrümmer und Sessel verloren herumkreisen. (Bühne Martin Zehetgruber). Untergangsstimmung überinszeniert! Die Dialoge, bzw. Monologe ziehen sich dahin, werden abgewandelt und bleiben inhaltlich doch gleich: Da ist der Vater, ein Blender, Vielredner und Geizhals (Sven-Eric Bechtolf), dann die drogenabhängige Mutter (gut gespielt von Corinna Kirchhoff), der aufmüpfige Sohn James (Alexander Fehling). Seine Rebellion verrinnt, kaum begonnen. Und schließlich der an Weltschmerz und Schwindsucht erkrankte Edmund (August Diehl). Dieses Vierergespann dreht sich in Vorwürfen, Lügen, Verbergen um die eigene Achse, kommt nicht vom Fleck. Wehmütig dachte ich an Dramen von Tenessee Williams, der die „amerikanische Familienkrankheit“ von Sucht und Abhängigkeiten um vieles brillanter auf die Bühne brachte.
Nun hat man von Breth schon äußerst interessante Inszenierungen gesehen, etwa den „Prinz Friedrich von Homburg“. August Diehl durfte darin einen interessanten, in sich gespaltenen Charakter entwickeln, und das Publikum folgte ihm fasziniert. Bei O‘ Neill gibt es keine Entwicklung, die Figuren sind vom Beginn an festgelegt. Ihr Insistieren im ewig gleichen Gedanken- und Redegut ermüdet. Interessanter ist das Programmheft. Man wird bestens über die autorbiographischen Hintergründe zum Stück informiert.
www.burgtheater.at