Ferenc Molnar, Liliom. Salzburger Festspiele 2019

Jörg Pohl als Liliom und Maja Schöne als Julie waren die ideale Besetzung: hineingeworfen in eine ratlose Armut und Hoffnungslosigkeit klammert sich Julie an ihre Liebe zu Liliom. Dem fehlt die Sprache, um ihr seine Liebe zu gestehen. Auch die Gesten. In seiner Ratlosigkeit schlägt er sie. In stumpfsinniger Hilflosigkeit sucht er nach einer Geldquelle, um Julie und das Kind, das sie erwartet, durchzubringen. Der geplante Raubüberfall geht schief und Liliom ersticht sich. Ein Himmelsgericht schickt ihn nochmals auf Erden, um Liebe zu „lernen“. Der Lernversuch will nicht ganz gelingen.

Molnars Drama wurde von Alfred Polgar in Wienerische übertragen und übersetzt. Seither ist Liliom ein Wiener Strizzi aus dem Prater. Der Regisseur Kornél Mundruczo jedoch löst Figuren und Umgebung aus diesem üblichen Umfeld, siedelt die Handlung zwischen irgendwo hier und irgendwo dort oben an, mag sein im Himmel, den er mit den den komischesten Figuren bevölkert. Schwule, Beamte der Sonderklasse aBallettschwäne und anderes „witziges“ Volk. Es ist ganz offensichtlich, dass Mundruczo Scheu vor der Sozialromantik des Stückes (harter Bursche, aber innen weicher Kern) hat und deshalb zu ironisierenden Mitteln greift. So lässt er gleich zu Beginn die Bühne von Robotergreifarmen bestücken. Minutenlang „tragen“ sie Bäumchen für Bäumchen auf die Bühne, auch der Mond darf nicht fehlen, in dessen Licht sich Julie und Liliom küssen. Man schmunzelt, doch die Szenen bleiben außen vor – dem Herzen. Irgendwie kalt sieht man dem Geschehen zu. Erst als die Hauptszenen, in denen sich Liliom zwischen einer Rückkehr zu Frau Muskat (hervorragend gespielt von Oda Thormeyer) oder einem Leben mit Julie entscheiden muss, auf der Videowall groß eingespielt werden, greift das intensive Spiel zwischen den Dreien. Da kommt der Regisseur dem Kern des Stückes, der Aussage, die Molnar intendierte, ziemlich nahe.

Ratlos entlässt der Regisseur die Zuschauer am Ende: Liliom darf auf die Erde zurück. Er übt als unsichtbarer Liliom mit seiner Tochter Schnurspringen. Die Nagelprobe und der zentrale Satz Julies bleiben aus. „Es ist möglich, mein Kind, dass einem jemand schlägt, und es tut gar nicht weh.“ Durch die Streichung und Änderung der Schlussszene tilgt der Regisseur die zentrale Aussage Molnars: Liebe kann vieles verzeihen. Aber natürlich – im Zeitalter der Metoo-Hysterie ist so ein Gedanke völlig absurd.

Zusammengefasst: Tolle Schauspieler, witzige, manchmal nur schwer deutbare Regieeinfälle, die allzu häufig ausufern.

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