Festspielhaus St. Pölten: CRYSTAL PITE & JONATHON YOUNG – KIDD PIVOT: Assembly Hall

Regie und Choreographie: Crystal Pite, Text und Regie: Jonathan Young. Komposition und Sounddesign: Owen Belton, Alessandro Juliani, Meg Roe. Bühnenbild: Jay Grower Taylor. Verwendete Musik: Tschaikowski: Konzert für Klavier und Orchester Nr.1b

Ich beschreibe jetzt einfach einmal, was sich auf der Bühne abgespielt hat, ganz ohne Kritik, aber auch ganz ohne Verstehen – so man überhaupt „verstehen musste“: Es fängt irgendwie als harmlose Parodie auf amerikanische Charity-Veranstaltungen an. Amerikaner lieben bekanntlich solche gesellschaftlichen Spiele. In einer Versammlungshalle mit Basketballkorb, einer Bühne mit Vorhang, verschiedenen anderen Utensilien und Sesseln trudeln die Mitglieder dieser ominösen Charitygruppe ein. Es wird palavert (auf Englisch, deutsche Übertitelung). Den Text muss man nicht verstehen – man kapiert auch so: Sollen die 7 abstimmen oder nicht, sollen sie die Abstimmung verschieben, weil einer fehlt? Man beginnt zu begeifen – aha, hier wird eine Parodie auf diverse Versammlungen (nimm Parlament, private Zusammenkünfte oder auch Europarat oder UNO – wurscht, wer oder was) gespielt – sie kommen nie zu einem Entschluss – Vertagung ist die Lösung. Das alles in Slapstickmanier. Bis dann die Sache kippt – aus Gerede wird Geraufe, tänzerisch auf hohem Niveau Wie Straßenbuben prügeln sie sich, einer rückt mit einer Lanze an, sticht einen ab, der stirbt, oder stirbt doch nicht. Plötzlich springen alle auf die Bühne hinauf, toben dort weiter. Ein Art Abendmahl mit Leuchter taucht auf, wird gekippt, bleibt hängen – und es folgen viele solcher „Lazzis“. Die Gruppe kugelt, fliegt, rennt und hüpft – alles sehr anstrengend und perfekt eingeübt. Um nicht Langeweile aufkommen zu lassen – denn Dauerslapstick ist schnell einmal fad – taucht ein Ritter auf! Ah, jetzt glaubt man zu verstehen – Parsifal oder Lohengrin! Der soll wohl der fehlende 8. sein! Nur Erlösung bringt er nicht. Deshalb fällt die Meute über ihn her, tötet ihn, bejammert dann inkonsequent seinen Tod. Dazwischen tritt ein Art Häuptling im Nebel auf, tanzt ein wenig. Gewitter und Donner, dann auch Teile aus Tschaikowskis Klavierkonzert. Am Ende zerlegen alle die Silberrüstung des (toten?) Ritters, um sich mit den Einzelteilen zu schmücken.

Eine Parodie der Parodie der Parodie… Schön und gut, aber Parodie heißt nicht Un -Sinn bis zum Abwinken. Gute Parodien sind selten, weil sie raffiniert sein müssen. Das habe ich im Konzept vermisst. Die Gruppe war toll. Schade um so exzellente Tänzer.

Das Programmheft war auch nicht gerade erhellend. „Tanzen bedeutet, die Erfahrung des gegenwärtigen Augenblicks zu vertiefen. Dein Körper ist dein Ort…usw.“. Kryptische Worte von Crystal Pite. Doch was sagen sie aus???

www.festspielhaus.at