Tonkünstler-Orchester. Dirigent Hugh Wolff. Am Klavier: Andrei Korobeinikov
Gabriela Lena Frank: „Escaramuza“ für Streicher, Schlagwerk, Harfe und Klavier
Escaramuza bedeutet Scharmützel. Die in Kalifornien 1972 geborene Komponistin spürt in dieser Musik ihren südamerikanischen Wurzeln nach. Quelle ist die Kachampa-Musik aus den peruanischen Anden aus der Zeit vor der spanischen Eroberung. Traditionelle Krieger bringen sich unter den präzisen und stark affektiven Rhythmen in Kampfstellung. In freudiger, tänzerischer Stimmung wärmen sie sich nach einem eindrucksvollen Basstrommel-Solo auf und der Kampf kann beginnen. Ein aufregend-spannendes Stück. Hugh Wolff dirigiert „auf Schlag“, stark akzentuiert und das Orchester übernimmt die Kampfrituale eins zu eins. Franks Musik ist weit mehr als eine „Vorspiel“. Sie kann dem stark emotionalen Klavierkonzert Prokofjews durchaus Parole bieten.
Sergej Prokofjew: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2
Prokofjew ´komponierte dieses Konzert 1912, da war er gerade einmal 21 Jahre jung. Schon das Konzert Nr. 1 war ein riesiger Erfolg, allerdings gingen die Meinungen darüber auseinander. Das zweite sollte ein Riesenskandal, ähnlich der Aufführung von Strawinskys „Sacre du printemps“ werden. Die Menschen verließen scharenweise den Saal. Porkofjwe soll diesen Skandal genossen haben, so erzählt man. Viele meinten:“ Der muss komplett irre sein!“, andere sahen in ihm den Retter aus den „blutarmen und verzärtelten Kompositionen“ ( so der Komponist Nikoai Mjaskovski -zitiert aus dem Programmheft), wie sie die Musiksäle in dieser Zeit überschwemmten.
Bis heute zählt dieses Klavierkonzert zu den großen Herausforderungen für Orchester, Dirigent und vor allem den Pianisten. Der in Russland geborene Andrei Korobeinikov nahm diese Herausforderung mühelos an und raste gemeinsam mit dem Orchester mit geballter Energie durch die Sätze. Hugh Wolff führte souverän durch diese Emotionsbombe, ohne je den Überblick zu verlieren. Vom Pianisten wurden geradezu animalische Kräfte verlangt, die Korobeinikov im Übermaß hatte, musster er nur mit einer Minipause in allen vier Sätzen präsent sein. Er verlangte dem Klavier ein Maximum ab, und es gab Momente, in dem man das Gefühl hatte, Orchester und Klavier rasen in einen Wirbelsturm hinein, aus dem sie nicht mehr herauskommen. Bei all diesem Kraftaufwand wurde die Musik nie zu „Lärm“, vor dem man davonlaufen oder die Ohren verstopfen wollte, sondern war ein gebündelter, präszis geführter Anschlag auf Herz und Hirn. Die Begeisterung des Publikums honorierte diese Extremleistungen mit viel Applaus.
Sergej Rachmaninow: Symphonische Tänze op.45
Eine Fassung ohne Klavier. Die berühmten „russischen“ Glocken vermisste man auch.
Eine emotionale Steigerung zum vorher Gehörten war unmöglich. Daher wählte man klug eine „Softvariante“ aus. Rachmaninovs Musik klingt zu Beginn verführerisch, man meint sich in Walzerklängen wiegen zu können. Doch von einer Walzerseligkeit ist Rachmaninov weit entfernt, die Musik bleibt „walzerisch“, gerät aber immer wieder durch den häufigen Rhythmus- und Tempowechsel auf Abwege. Die Streicher sind schwer gefordert, die Blechbläser führen das „Dies irae“-Motiv glanzvoll an. Tam-Tam-Schläge lassen die Musik leise „verenden“.
Man darf sich auf eine weitere Zusammenarbeit zwischen Hug Wolff und den Tonkünstlern freuen!
Langer, begeisterter Applaus!