Great Voices im Wiener Konzerthaus: Juan Diego Flórez

Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland – Pfalz

Dirigent: Jader Bignamini

Die Sänger und Sängerinnen , die im Rahmen von“Great Voices“ im Konzerthaus auftreten, haben längst in den Herzen des Publikums einen fixen Platz. Zwischen den Künstlern und dem Publikum herrscht eine fast regelhafte Übereinkunft: Der Künstler gibt sein Bestes, das Programm ist gefällig. Das Publikum dankt mit rauschendem Beifall. So wird es immer ein Fest.

Erst recht, wenn Publikumsliebling Flórez auftritt. Zuerst wärmt er sich und die Zuhörer mit zwei Ohrwürmern aus der Oper „Rigoletto“ auf: „Questa o quella“ – dem Feschak nimmt man den leichtsinnigen Grafen ungeschaut ab. Auch seinen kurzfristigen Schmerz über den Verlust seines lieben Engels: „Ella mi fu rapita“. Danach mischt er geschickt wenig Bekanntes ins Programm: „Oh dolore“ aus Verdis Oper „Attila“. Da gelingt es Flórez, mit schlichtem Gesang, ohne große Gestik in die Tiefe eines Schmerzes hineinzugleiten, was ja bei einem Liederabend besonders heikel ist. Denn allzu leicht entblößen sich Gesten, die, weil schon oft gesehen, als hohl. Na ja, und irgendwann will und muss – vom Publikum erwartet -er seine Leichtfüßigkeit in der Höhe demonstrieren. Das tut er gekonnt und ohne Anstrengung am Ende der Arie „Odio solo..“ aus Verdis „I due Foscari“: Atmen, kurze Pause, um dann mit weit ausgebreiten Armen und leicht zurückgebeugtem Oberkörper die Höhe zu erklimmen. Wie zu erwarten: Das Publikum jubelt. Nach der schlicht vorgebrachten Liebesarie aus „La Traviata“ geht es in die Pause.

Um danach mit dem Hit „Dein ist mein ganzes Herz“ aus Lehars „Land des Lächelns“ die Herzen vor allem der Damen höher schlagen zu lassen. Operette muss wohl sein an so einem Abend, um nicht hinter Kaufmann und Beczala zurück zu bleiben. Hier mein ganz persönlicher Eindruck: Flórez macht es noch besser als seine Kollegen. gerade weil seine Interpretation verhalten und schlicht ist. Danach mit Augenzwinkern und leichtem Lächeln, das andeutet: „Sorry, aber dieses Lied gibt es nun einmal“: Lehars allgemeine Huldigung an die Schönheit der Frauen: „Gern hab ich die Frauen geküsst“. Da fiele wohl keiner Frau im Zuschauerraum ein, sich über die Existenz des Liedes und seiner Interpretation aufzuregen. #MeToo hin oder her! Nach dem Reißer „Freunde, das Leben ist lebenswert“ kehrt wieder die Klassik ein: Nach Werthers „Pourquoi me réveiller“ die innig gesungene Unterwerfung Don Josés unter Carmen: „La fleur que tu m´avais jetée“ und dem leisen Vorstellungslied Rodolfos aus der „Bohème“ „Che gelida manina“ beginnt das gemeinsame „Feiern“ – heißt: das Publikum tobt und erklatscht sich 5! – fünf!! – Zugaben. Eh klar, mit Gitarre: Zuerst das bekannte Lied von Carlos Gardel: El dia che mi chieras. Nicht ganz Gardel, ein wenig Tango, sehr viel Flórez-Charme. Dann auf Zuruf aus dem Publikum „Cucurrucucu -paloma“ – „Granada“ reißt das Publikum endgültig von den Sitzen. Zuletzt – welche Überraschung: „Nessun dorma“ – nein, da hat wirklich keiner geschlafen!! Eine Zugabe ist mir durchgerutscht. sorry!

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Nächstes Konzert im Rahmen von „Great Voices“: Anita Rachvelishwili am 19. Jänner 20120

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