KaiserRequiem. Volksoper Wien

Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung. Musik Viktor Ullmann. Dichtung: Peter Kien, Viktor Ullmann und Felix Braun.

Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem d-Moll.

Musikalische Fassung: Omer Meir Wellber

Die Idee, die beiden Werke ineinander zu verschränken, hatte Omer Meir Wellber schon lange. Beide sind in D-Moll komponiert rund um das Thema des Todes. 1942 wurden Viktor Ullmann und Peter Kien in das Lager Theresienstadt transportiert, das als Vorzeigelager diente. Es gab Theater, Bibliothek und Varieté. Damit wollten die Nazis Kontrollbesucher des Roten Kreuzes täuschen. Peter Kien und Viktor Ullmann schrieben das Kaiserrequiem im Angesicht des Grauens. Ihr Werk wurde nicht aufgeführt, da die Nazis sich verhöhnt fühlten. Kien und Ullmann wurden kurz darauf nach Auschwitz transportiert, wo sie ermordet wurden.

In Andreas Heise fand Omer Meir Wellber einen congenialen Partner, dessen Regie- und Choreographiekonzept die Grundidee der beiden Werke harmonisch ineinander fügt. Er fügte den Sängern Tänzer hinzu, die sie als Alterego oder als Schatten begleiten. Die Musik Ullmanns und Kiens ist von den 30-er Jahren geprägt. Man hört Operette, Foxtrott, Bach- und Mahlerzitate. Mit eckigen, oft sperrigen Bewegungen, die an Gret Palucca, dann wieder an Oskar Schlemmer erinnern, interpretieren die Tänzer und Tänzerinnen den Chor und die Sänger und Sängerinnen.

Kaiser Overall (eindrücklich und stark Daniel Schmutzhard) hat den totalen Krieg ausgerufen: Alle gegen alle! In seinem Reich zwischen grauen fensterlosen Mauern (Bühne und Kostüm Sascha Thomsen) bricht das Chaos aus, denn damit hat der Kaiser nicht gerechnet: Der Tod streikt- ab nun wird er sich zurückziehen und niemand wird sterben. Mit eindrucksvollem Bass bietet Josef Wagner als Tod dem Kaiser die Stirn und entmachtet ihn so. Der Trommler (Wallis Giunta großartig in dieser Rolle) eben noch ein Vasall des Kaisers, wechselt die Seiten und ruft zum Aufstand auf. Die Menschen erkennen einander in der Liebe. Am Ende liegt der Kaiser, seiner Insignien und Kleider beraubt, am Boden, in den Mauern gehen Fenster zur Welt auf. Hoffnung keimt auf. In die Szenen des Grauens und der Wiedererinnerung an die Liebe fügen sich die Teile des Mozartrequiems nahtlos ein. Würde der Chor nicht auf Latein singen, man hätte den Übergang nicht explizit wahrgenommen.

Die Parallelen zur Gegenwart liegen auf der Hand, jeder Besucher wird sich seine eigenen Gedanken dazu machen. Es steht fest: Dieser Abend wirkt als ikonisches Ereignis noch lange nach.

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