Regie: Ramin Gray, Bühnenbild und Kostüme: Johannes Schütz
Der Vater ist tot. Die Geschwister Nicola und Philipp räumen das Haus. Zum Erben gibt es nicht viel. Bis plötzlich auf dem Dachboden ein Bild auftaucht, das mit A. Hitler signiert ist. Nun beginnt Gier zu walten, und Streit zwischen allen Parteien ist vorprogrammiert. Judith, Philipps Ehefrau, ist gegen einen Verkauf. Ein Bild von Hitler – damit macht man sich die Hände und die Seele schmutzig. Ihre heftigen Vorwürfe lassen ahnen, dass sie Jüdin ist und daher von der Vergangenheit geprägt argumentiert.
Eine interessante, ziemlich heiße Vorlage, die Marius von Mayenburg (oder eher Föttinger) dem Publikum vorsetzt. Bei der Frage, ob man ein HItlerbild verkaufen oder eher vernichten soll, bleibt der Autor nicht stehen. Er mäandert von Thema zu Thema: Gibt es Kunst, die wertfrei, weil von moralisch hochstehenden Autoren geschaffen wurde? Ist es unmoralisch, das Hitlerbild an (Begeisterte, ewig Gestrige) zu verkaufen und so die braune Suppe wieder aufzurühren? Darf man in Gegenwart einer Jüdin über die Palästinafrage diskutieren? Das alles und mehr schlägt der Autor und mit ihm die Schauspieler dem Publikum in rasanten Dialogen um die Ohren. Und lässt auch keine Zeit, darüber nachzudenken. Das ist vielleicht die Schwäche des Stückes: Zu viele verschiedene Themen quirlen auf, aber lassen nicht Raum für Gedanken. Denn unterm Strich ist es eine bitterböse Komödie und man schmunzelt. Denn es wird gut gespielt: Allen voran Martina Ebm als resolute Nicola, die Ehemann und Bruder wie nichts wegputzt. Oliver Rosskopf gibt den Bruder, der das Geld gerne hätte, wäre nicht seine Frau Judith, die Jüdin ist und überall die braune Suppe hochkochen sieht. Silvia Meisterle spielt diese Jüdin als richtig unangenehme Zicke, die jeden Einwand mit Wortspielerein und glasklaren Argumenten abwürgt. Der Autor lässt sie am Schluss verschwinden – sie löst sich in Luft auf. Da weiß man nicht so recht, was er damit bezweckt. Roman Schmelzer glänzt in der Doppelrolle des wehleidigen Ehemanns von Nicola und in der zweiten Hälfte des Abends als Bilderspekulant und gieriger Käufer des Hitlerbildes. Susa Meyer weiß der Rolle der Galeristin den typisch verstaubten Charakter zu verleihen. Dass sie am Schluss als geheime Geliebte des Verstorbenen auftritt, ist einer der unnötigen Gags, die sich der Autor erlaubt
Im Programmheft finden sich interessante Beiträge über den schwunghaften Handel mit wieder aufgetauchten Hitlerbildern, über das Schicksal des jüdischen Glasermeisters, bei dem Hitler seine Bilder rahmen ließ, und über die Frage, ob die moralische Einstellung eines Künstlers über den Wert des Werkes entscheidet.
Wenn das Stück als Moraldusche von Dirketor Föttinger gewählt wurde, dann war es ein Schuss ins Leere. Denn das Publikum amüsierte sich köstlich über dieses Themen- Hickhack und klatsche am Ende ausgiebig Beifall.