Ich folge ja Nikolaus Habjan mit Begeisterung überall hin – diesmal nach St. Pölten in die sympathische „Bühne im Hof“. Dort ist freie Platzwahl und man hat sich etwas Witziges einfallen lassen: Im Programmheft gibt es eine Reservierungskarte zum Abtrennen. Darauf ist mit schwarzer Tinte zu lesen: „Hier sitzt“ – im freien Raum darunter schreibt man seinen Namen hin, legt die Karte auf einen Platz seiner Wahl und – genießt in Ruhe den Wein und die Brötchen im Pausenraum.
So, nun aber zur Aufführung:
Ich wundere und bewundere immer wieder, mit welch enormer Fantasie und hohem,künstlerischem Anspruch Nikolaus Habjan an seine Arbeiten herangeht. Für diese Neuauflage von „Kottan ermittelt“ – angelehnt an „Mein Hobby: Mord“ – baute er acht Puppen, die er mit seiner congenialen Partnerin Manuela Linshalm abwechselnd bespielt. Da gibt es natürlich den verschlagen- dümmlichen Schrammel, den Poizepräsident Pilch, Mamma und Ilse Kottan. Neu sind: der Frauenmörder Edgar, die Bardame Ludmilla, der drogenabhängige und homosexuelle Kelvin und der namenlose Vizebürgermeister. Die Story ist zum Schreien komisch – den korrupten Vizebürgermeister und den Mörder entlarvt nicht Kottan, sondern seine Mamma mit Hilfe modernster Technik, wie GPS und Internet. Was ich an der Puppenspielkunst Habjans und Linshalms am meisten bewundere, sind die seiltänzerische Fähigkeit und Geschwindigkeit, von einer Rolle in die andere zu schlüpfen. Die Bewegungen der einzelnen Figuren sind bis in die kleinste Handbewegung durchstudiert – etwa die Drehungen und Wendungen des homosexuellen Kelvin. Die Stimmen sind genau auf den Charakter abgestimmt. Habjan und Linshalm beherrschen aus dem Stand verschiedene Dialekte, die sie im schnellen Szenenwechsel einsetzen können.
Was den Abend ganz besonders auszeichnet, ist der unbekümmerte Umgang mit himmelschreiendem Unsinn. Der wird bis zu höchsten Spitzen angetrieben, etwa in der Szene, in der Kottan entlassen wird und Schrammel einen Größenwahnsinnstanz ansetzt. Weil es Puppen und keine menschlichen Darsteller – bis auf Kottan selbst – sind, kippt das Stück nie ins Peinliche. Um alle witzigen Details zu inhalieren, müsste man das Stück mehrmals sehen. Aber … ausverkauft heißt es leider im Rabenhoftheater. Und nach St. Pölten kommt Kottan in nächster Zeit leider nicht mehr.
Kottan ermittelt:
Idee: Jan und Tibor Zenker, angelehnt an die Idee von Helmut Zenker
Mitwirkende: Christian Dolezal als Kottan, Nikolaus Habjan und Manuela Linshalm als Puppenspieler. Musik: Kyrre Kvam.
Im Rabenhoftheater (www.rabenhoftheater.com) vielleicht noch Restplätze für 31.1. und 2. und 3. 2. 2017.
Programm der „Bühne im Hof“: www.buehneimhof.at