Kultursommer Semmering: Eine Pilgerfahrt zu Beethoven – „Die Unspielbare“

Joseph Lorenz – Lesung

Florian Krumpöck -Klavier

Florian Krumpöck, Pianist und Intendant des „Kultursommer Semmering“, ehrte Beethoven mit seinem grandiosen Spiel der Sonaten für Klavier Nr. 27 und 29, die als unspielbar galten. Mit höchster Konzentration, frei ohne Noten, spielte er beide Musikstücke. Er kümmerte sich nicht um die Anweisungen, wie „durchaus mit Empfindung…, sehr singbar“, sondern führte den verzweifelten, das gängige Musikleben missachtenden KOmponisten vor. Hart, kompromisslos mit sich, mit den Zuhörern.

Danach las Joseph Lorenz den von Nina Sengstschmid feinfühligen und spannend geschriebenen Text über Beethovens große, geheime Liebe zur Baronin von Stackelberg und über Beethovens ebenso verzweifelte Liebe zu seinem Neffen und Ziehsohn Karl. Der Komponist, 1812 am Höhepunkt seines Schaffens, soll die verheiratete Baronin von Stackelberg leidenschaftlich geliebt haben. Eine einzige Liebesnacht hatte wahrscheinlich Folgen. Genau 9 Monate später gebar die Baronin ein Mädchen, dem sie den Namen Minona gab – was von rückwärts gelesen „Anonim“ ergab. Beethoven sah seine Tochter nie. S starb 1896 vereinsamt und kinderlos. Beethoven schrieb damals in sein Tagebuch:“Für dich gibt es kein Glück“. Und so konzentrierte er seine ganze Liebesfähigkeit auf seinen Neffen Karl, für den er im ewigen Rechtsstreit mit dessen leiblicher Mutter, die er für eine liederliche Person hielt, lag. All diese Sorgen und Qualen schleuderte Joseph Lorenz als Beethoven Gott entgegen und schuf mit weit ausladenden, bittenden, flehenden Gesten einen tief verzweifelten Beethoven. Man hörte ihm bis ins tiefste erschüttert zu. Zugleich gab er dem Kind Karl, später dem jungen Erwachsenen seine Stimme, der unter der erdrückenden Liebe seines Ziehvaters sehr litt und sich diesem Gefühlsgefängnis nur durch Selbstmord glaubte retten zu können. Beethoven und Karl litten gleichermaßen unter diesem „Liebeszwang“. Der Verzweiflung beider gab Lorenz Raum und genialen Ausdruck.

Der sehr emotionale Abend endete mit viel Bravorufen und einem begeisterten Applaus.

Informationen und Karten:http://www.kultursommer-semmering.at