„Gabriele Münter (1877–1962) war weit mehr als die „Frau an der Seite Kandinskys“. Durch Ausstellungen und Publikationen, insbesondere jene der vergangenen zwei Jahrzehnte, findet sie breite Anerkennung als eine der führenden Protagonist*innen der deutschen Avantgarde. Nun würdigt das Leopold Museum als erste Institution in Österreich ihr Werk im Rahmen einer umfassenden Personale. In zwölf Themeninseln wird die expressionistische Malerin auf ihren Lebensstationen begleitet, die oft mit jeweiligem Stilwechsel oder lebhaftem Interesse an unerprobten Techniken und Sujets koinzidierten.“ (Pressetext)
Die Wände der Ausstellung sind in Blau gehalten, gerade so wenig oder sos viel blau, dass es nicht von den Bildern ablenkt, sie nur angenehm umrahmt. „Angenehm“ ist gleich das passende Attribut für die ganze Ausstellung – kleines Manko: Die Texte neben den Bildern in Minischrift verleiten nicht zum Lesen. Schade!
Farbinstensität und klare Formensprache sind Gabriele Münters Merkmal. Wie sie sich von männlichen Einflüssen freizukämpfen versucht, sich von ihrer Formensprache abbringen lässt, dann doch immer wieder zu sich und ihrem inneren Credo zurückfindet, das wird in der Ausstellung deutlich. Wassily Kandinsky- zuerst Lehrer, dann langjähriger Weggefährte – sucht sie immer wieder von der reinen Abstraktion zu überzeugen. Doch die Versuche in dieser Richtung bleiben Versuche. Auch im Stil der „neuen Sachlichkeit“ versucht sie sich und die Ergebnisse sind beeindruckend. Während des Nationalsozialismus lebt sie mit ihrem neuen Gefährten und späteren Ehemann Johannes Eichner ziemlich unbeobachtet und unbehelligt in Murnau. Unter seinem „Diktat“ sollen möglichst dem Geschmack der Nazis angepasste Bilder entstanden sein. Einige sieht man in der Ausstellung – das war nie ihr Stil. Versuche von Männern, wie Wassily Kandinsky oder Johannes Eichner – auf ihren Malstil Einfluss zu nehmen, werden von ihr nur mit Vorbehalt ausprobiert, um doch dann zu ihrem eigenen Stil zurückzukehren.
Ihre Bilder sind von einer Art „unbeschwerten“, fast „naiven“ Abstraktion und gerade deshalb, in dieser Mitte zwischen Realität und abstrakter Phantasie, heute noch viel ansprechender als je zuvor. In einer Zeit der Digitalisierung der Kunst, in der es entweder um Fake-Kunst oder um Darstellung einer Welt außerhalb des eigenen Denkens geht, tut es richtig gut, sich auf diese Bilder voller Farben-. Lebensfreude und Spiel mit der Realtiät einzulassen. Dass die reine Abstraktion ein Versuch war, zeigt das Bild rechts wohl deutlich.
Die Ausstellung ist noch bis 18. Februar 2024 zu sehen.