Mit Leonhard Skorupa/Saxophon, Klarinette, Gregor Aufmesser Bass, Andi Tausch Gitarre, Konstantin Kräutler Schlagzeug
Foto: Theater Akzent, Maria Bill
Einmal mehr bestätigt sich: Das Theater Akzent ersetzt das Volkstheater, das unter der Intendanz von Badora viele Anänger verlor. Mit Maria Bill, Felix Mitterer ist das Theater Akzent die neue Bühnenheimstätte für ein Publikum, das sozialkritische Aufführungen schätzt. Das Theater Akzent ersetzt aber auch das Burgtheater, das unter der Leitung von Kusej mit lautstarkem, ohrenbetäubendem (im wahrsten Sinn des Wortes) Erziehungstheater viele Zuschauer vertreibt. Sie alle finden im Theater Akzent eine neue Bleibe. Dass auch berühmte Rezitatoren wie Joseph Lorenz, Andrea Eckert gerne im Akzent auftreten, schätzt das Publikum ebenfalls sehr.
Nun zu Maria Bill! Wo immer sie auftrat und auftritt, hat sie ihr Publikum! Das Theater Akzent war komplett ausverkauft, selbt am Balkon gab es keine freien Plätze mehr. Für diesen Kurt Weill-Abend hatte sie zunächst eine Überraschung bereit: Sie trat als alte (sic), verbrauchte Frau auf, die sich ihr Geld mühselig im „Dienst an Männern“ verdient. Und sah dementsprechend aus. Diesen Mut zur Hässlichkeit hat kaum eine andere Künstlerin: Graue, verfilzte Haare, ein Kurzmantel aus dem Container, darunter ein armseliges Kleidchen, das schon bessere Tage sah. Klobige Bergschuhe und dicke Socken vervollständigten das Bild einer Frau, die geradewegs aus dem Umfeld der Dreigroschenoper kam. Dazu passsend ihre Gesten: Wie ein hilflos der Welt ausgeliefertes Mädchen zupfte sie an ihrem Kleid, fuhr verlegen die verfilzten Haare – man musste sie einfach gern haben! ERst recht, wenn sie zu singen begann. Im ersten Teil sang sie die bekanntesten Songs, die Kurt Weill zu Brechttexten komponierte. Sie war das Mädel, das den Zuhälter liebt (Zuhälterballade), sie war die Seeräuber Jenny. Sie sang mit brüchig-rauer Stimme von einer Insel namens „Youkali“, wo sich alle Wünsche vereinen und in ERfüllung gehen könnten – nur leider eine Illusion.
Nach der Pause – die größe Überraschung: Maria Bill als elegante Lady im Stil einer Bardame. Schwarzes Outfit, raffiniert geschminkt. Kurt Weill floh vor den Nazis zunächst nach Paris, wo er das Sehnsuchtslied, gerichtet an >Lotte Lenya, schrieb: „Je ne t’aime pas“, von Bill mit großer Traurigkeit vorgetragen. Berührend auch „Nannas Lied“, das von einem französischen Mädchen erzählt, das sich in einen deutschen Soldaten verliebt. Von Paris flieht WEill in die USA, wo er als Komponist gut verdient, dennoch aber klingt der Song „I‘ am a stranger herer myself“ (Ich bin hier selbst ein Fremder) voller Sehnsucht nach dem alten Europa.
Was Maria Bill so überzeugend wirken lässt: Sie singt bedingungslos, gibt sich ganz der Rolle, der Musik hin und schielt nicht nach Äußerlichkeiten. Sie ist einfach – glaubwürdig!